Alternative Medizin ist derzeit – wieder einmal – umstritten. Es drohen wieder Grabenkriege zwischen den Schulmedizinern hier und den Naturheil-Anhängern dort. Das sind Modeerscheinungen eines Zeitgeists, der unter anderem durch Sparzwänge im Gesundheitswesen sicher befeuert wird.
Unabhängig vom Zeitgeist geschieht es aber immer wieder, dass Mediziner plötzlich zu Patienten werden, und diese Erfahrung ihr Denken regelrecht revolutioniert. So ist es dem Neurologen Oliver Sacks passiert, der in seiner Freizeit einen Unfall erlitt, plötzlich selbst zum neurologischen Ernstfall wurde und erst einmal auf sich selbst angewiesen war.
Noch drastischer ist der Fall von Dr. med. Eben Alexander. Der promovierte Mediziner und Neurochirurg erkrankte 2008 an einer durch Bakterien verursachten Meningitis. Ein siebentägiges Koma war die Folge. Eine Zeit, an die er sich als „Blick in die Ewigkeit“ erinnert und dann schriftlich festgehalten hat.„Eigentlich“ war es ihm immer klar: Ein Hirntod ist nachweisbar, und wenn jemand hirntot ist, ist er tot. Und nach dem Tod kommt das Nichts. Dr. med. Eben Alexander hat es völlig anders erlebt. Statt eines Nichts kamen Erfahrungen, die auch nach dem Koma nicht verschwunden waren. Sein Bekenntnis ist lehrreich, weil er nicht nur sein Umdenken akzeptiert und weitergibt, sondern sich dem wohl am meisten gefürchteten Thema des Menschen widmet. Sein Buch hat Diskussionen ausgelöst, heftige Reaktionen nach sich gezogen. Zweifellos aber ist es geeignet, einem Schreckens-Thema ein wenig von seinem Schrecken zu nehmen. Und das allein wäre schon sehr viel.
Dr. med. Eben Alexander: Blick in die Ewigkeit. Ansata Verlag (Random House); 19,99 Euro.