Warum wird die Cross Country-Saison alljährlich in Abu Dhabi gestartet? Antwort eines berühmten Copiloten: Damit bei fast 50 Grad in der Wüste der angesetzte Winterspeck schneller abgekocht wird. Scherz beiseite: es war wieder fürchterlich heiß auf der arabischen Halbinsel. Den Prolog, eine Super Special-Etappe von ca. 2 Kilometern Länge, entschieden Holowczyc/Schulz auf dem Monster Energy-Mini für sich, Ten-Brinke (Niederlande) auf dem neu aufgebauten Ford HRX-V8 lief auf Platz 2 ein vor G. Spinelli (Brasilien) auf dem Mitsubishi ASX, der zum feinen Renntier aufgebaut wurde mit viel Geld von Petrobras, einem bedeutenden Energie-Lieferanten in Brasilien. Nani Roma auf dem zweiten Mini begnügte sich erstmal mit Rang 4. Vater und Sohn Rempel aus Paraguay steuerten zum ersten Mal überhaupt einen BMW X3 CC durch Wüstensand und machten es gut: Platz 9 und das deutsch-portugiesische X-raid-Team Schott/Palmeiro kamen auf Platz 12 mit dem rot-weißen Mini. Dazwischen wuselten eine ganze Menge Favoriten mit herum: Schlesser auf dem berüchtigten blauen Buggy, während Zapletal aus Tschechien seinen Hummer H3 wie immer mutig durch die Dünen trieb.
Erste richtige Tagesetappe: Ten Brinke eröffnete den Reigen, Roma folgte vor Holowczyc und dem ehrenwerten Rest des beachtlichen Feldes. Ergebnis: Alvarez/Graue, die versierten Argentinier auf einem Toyota Hilux V8 gewannen die Etappe, Roma wurde auf dem X-raid-Mini Zweiter, van Loon, der Niederländer auf dem zweiten Ford HRX V8, wurde Dritter. Großes Pech für die Mitfavoriten Holowczyc/Schulz: nach schneller Führung meldete sich eine der 4 Antriebswellen ab, eine Reparatur inmitten des Sandes war unmöglich, das Team trug den waidwunden Mini schonend ins Camp zur Reparatur, fiel bis auf Platz 30 zurück. Schlesser deutete an, dass er sich nicht mit dem Mittelfeld begnügen würde. Alvarez hatte inzwischen seinem Toyota Hilux einen gewaltigen Überschlag verordnet, dabei den Sicherheitskäfig zerstört: damit durfte er nicht mehr starten. Die zweite Runde bescherte dem hessischen Team von Sven Quandt einen Doppelsieg: Nani Roma gewann vor Holowczyc, dessen Mini wieder wie ein Uhrwerk lief. Spinelli ließ nicht locker und prügelte seinen ASX auf den 3. Platz, Schlesser holt weiter auf: da kommt noch was, ahnten viele. Für Vater und Sohn Rempel war Schicht. Nach einem etwas grenzwertigen Dünenkuppensprung setzten sie bäuchlings derart hart auf, dass Vater Rempel mit Schmerzen aufgeben musste. Die Spital-Diagnose war dann eher beruhigend. Im 3. Umlauf im Tiefsand der unendlichen Dünen und bei brutaler Hitze setzte Altmeister Schlesser eine erste Duftmarke und gewann die Etappe vor den beiden Mini-Tretern Roma und Holowczyc, dessen Aufholjagd von Erfolg gekrönt war: er schob sich schon wieder auf Platz 7 im Gesamtklassement, während Roma die Führung übernahm. Eine Energie-Meisterleistung vollbrachten Schott/Palmeiro, die sich nunmehr als Gesamt-Neunte präsentieren vor dem Start zur Halbzeit-Runde. Es kommen noch 3 schwere Tage. Der vierte volle Tag (10.04.) bescherte weniger Überraschungen, da kaum einer der Favoriten noch volles Rohr fährt, um dabei noch übermäßige Risiken einzugehen. Die beiden MINI-Teams mit Holowczyc/Schulz und Roma/Perin begnügten sich taktisch mit den Plätzen 2 und 3, währenddessen Schlesser seinen zweiten Tagessieg einfuhr. Schott/Palmeiro reihten sich auf Platz 10 ein, erneut eine noble Leistung. Diese Rallye ist kein Ort, um wirklich zu pushen. In den Dünen kann viel passieren. Trotzdem hat die Etappe heute Spaß gemacht, denn sie war schön flüssig zu fahren, so der Pole im Mini zufrieden. Zudem verbesserte er sich von Rang 7 auf 6. Nani Romas Vorsprung auf den ihn nun direkt verfolgenden Schlesser beträgt 37 Minuten, auf den Dritten, Spinelli, bereits 57 Minuten, die aber mit Herz und Hirn zu verwalten sind, es geht ja um den Gesamtsieg. Schott auf dem 3. Mini festigte seinen 9. Platz, womit alle 3 Minis unter den Top 10 rangieren.
Text: Frank Nüssel/CineMot
Fotos: X-raid/Veranstalter