CD-Tipp der Woche

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Der letzte Bulle. Vol. 4. (Sony)

Es gibt TV-Serien, bei denen man sich fragt, warum man sie sich ansehen soll. Und es gibt solche, bei denen man nicht weiß, was man spannender findet – Handlung, Entwicklung der Hauptpersonen, welche Nebenrollen in welcher Folge wie besetzt sind, die zu erwartenden Pointen … Eine Serie im deutschen Fernsehen freilich verdankt ihren Erfolg sicher nicht unwesentlich ihrem Soundtrack. Was üblicherweise nur die genannten Erfolgsbringer untermalen soll, entwickelt in Der letzte Bulle einen ganz besonderen Reiz. Kein Wunder, dass jetzt schon die vierte Soundtrack-CD erschienen ist.

Wir erinnern uns: Mick Brisgau alias Henning Baum hat 20 Jahre seines Lebens im Koma verbracht und muss sich nun – privat als Mick und beruflich als Polizist Brisgau – in einer völlig veränderten Welt zurechtfinden. Der passionierte Raucher trifft allenthalben auf Nichtrauchergesetze (Henning Baum raucht übrigens nur im Film), jede metrosexuelle Ambition ist dem bekennenden Zottel und Macho so vertraut wie einem Veganer die Mettwurst, und das Zurechtfinden in einer immer technischer wirkenden Gesellschaft macht es ihm nicht einfacher.

Klar, dazu passt nur Musik aus den 80ern, der Zeit, die Mick Brisgau als junger Kerl miterlebt hat. Heißt für diese Doppel-CD: Es finden sich Klassiker à la Vienna (Ultravox) oder We Don't Need Another Hero (Tina Turner), One-Hit-Wonder wie Words (F. R. David), Skurriles wie den Gesangsversuch der monegassischen Prinzessin Stéphanie, der weniger unwiderstehlich war als der Titel versprach (Irresistible), manchmal stehen auch interessante Stories hinter den Songs (sozialkritisch und angriffslustig der Smalltown Boy von Bronski Beat). Alles in allem ein repräsentativer Querschnitt durch rund 15 Jahre Pop und Rock, gelungener Mix aus echten Ohrwürmern. Und keine rein historische Abhandlung, deren primäre Zielgruppe die Generation Brisgau wäre. Viele der hier versammelten Titel gehören ganz selbstverständlich bis heute zu den aktuellen Radio-Programmen.

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