Dass sich der Klimawandel nicht nur auf unsere Sommer auswirkt, sondern auch die Winterzeit, sogar in unseren Breitengraden, stark beeinflusst, zeigte Prof. Dr. Peter C. Werner vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung anhand von Langzeitmessungen und entsprechenden Aufzeichnungen.
Aber: Der Klimawandel in Deutschland ist nur im Zusammenhang mit der globalen Klimaänderung zu verstehen. Und, dass die starken Rodungen in den Bereichen der Regenwälder nicht ausschließlich dafür verantwortlich sind, zumal neue Anpflanzungen anderer Gewächse wieder für partielle Ausgleiche sorgen. In den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts begann die zweite Phase der Erderwärmung, die global insgesamt einen Temperaturanstieg von 0,8 Grad Celsius bewirkte. Ein ähnliches Ergebnis zeigt die Entwicklung der Winter-Mittel-Temperatur in Mitteleuropa. Tendenz: steigend.
Doch die Zunahme der Temperaturen im Winter ist räumlich unterschiedlich. Im Westen, der durch den Atlantik als Wärmespeicher stärker beeinflusst wird als der durch stabile Winterhochs mit trockener Kälte aufwartende Osten, stellt sich der Temperaturanstieg schwächer dar. Diese warme Westwindlage hat sich im Winter inzwischen um 10 Tage verlängert. Zudem hat sich die Anzahl der Frosttage deutlich vermindert. Für die kommunalen Straßenmeistereien wie auch für die Autobahnmeistereien gilt es, sich auf die neuen Um- und Zustände einzustellen. Das betrifft u. a. die Anzahl der speziellen Winterdienstfahrzeuge wie auch die Streu- und Taumittel- Bevorratung. Natürlich sind auch die Hersteller dieser Mittel unmittelbar betroffen (Beispiel: Verband der Kali- und Salzindustrie).
Diese Entwicklungen geben jedoch keinen Anlass, Planungen für den Winter auf Null herunterzufahren, denn es wird weiterhin Tage mit strengen Frösten und schneebedeckten Straßen geben, die auch weiterhin geräumt und gestreut werden müssen.
Prof. Dr.-Ing. Christian Holldorb von der Hochschule Biberach ging dann Themen-ergänzend auf aktuelle Technologien im Straßen-Winterdienst ein: Die Prognosen müssen sicherer und schneller vonstatten gehen, ebenso die Übermittlung aktuell erfasster Daten der Glättemeldeanlagen mittels berührungsloser Sensoren. Bislang waren (und sind noch) Sensoren in den Fahrbahnen eingelassen, die via Kabel Temperatur und Nässegrat übermittelten. Der natürliche Verschleiß dieser Sensoren erfordert bei Ausfall der Technik aufwändige Straßenaufbrüche mit entsprechenden Verkehrsumleitungen und bewirkt hohe Kosten. Die elektrische Versorgung erfolgt bereits via photovoltaischer und/oder durch eigene Windradenergie.
Die Optimierung des Straßenwinterdienstes steht auf mehreren Säulen: Überwachung und Prognose von Straßenzustand und Witterung mit Hilfe von Glättemeldeanlagen und differenzierten, hochpräzisen Straßenwetter-Vorhersagen. Hochtechnologie auch bei der Steuerung der Einsätze und deren Dokumentation für die Einsatzzentrale. Daraus ergeben sich etwa besser koordinierte Arbeitszeiten, wirtschaftlichere Taktungen in den Arbeitsabschnitten auf Autobahnen und Landesstraßen. Auch die genauere Disposition von Materialbevorratungen ist möglich. Im Fuhrpark selbst sorgen Sensoren an den Fahrzeugen für exakte Temperatur-Messungen der Fahrbahnoberfläche, die wiederum die optimale Streumittelmenge berechnen. Verstärkt kommen auch Systeme zum Einsatz, die den Fahrer (zeitweise fahren noch 2 Mann auf einem Winterdienstfahrzeug und generieren entsprechend höhere Kosten) entlasten, weil zahlreiche Messparameter digital in einem handlichen Gerät auflaufen und direkt umgesetzt werden können bis hin zur zeitnahen Meldung an die Einsatzzentrale.
Und wenn doch einmal in den ganz frühen Morgenstunden nicht alle Fahrbahnen im Sinne der Autofahrer geräumt werden können, was von den Verkehrsteilnehmern als Selbstverständnis verlangt wird, so mögen sich die Automobilisten auch selbst mal fragen, ob und wie sie ihr Scherflein zur Risikominderung auf den Straßen beitragen können. Da gibt es eine ganze Hand voll traditionsreicher und bewährter Tipps und Anregungen …
Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: R. Sturm/D. Bujack/Svenni