„Schumi“: Letzte Ausfahrt – eine beispiellose Karriere (1)

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Eigentlich ist es schon sein zweiter Abschied, aber dieses Mal wird es wohl keinen Rücktritt vom Rücktritt mehr geben. Michael Schumacher, siebenfacher Formel-1-Weltmeister, die deutsche Motorsport-Ikone schlechthin, bestreitet am kommenden Sonntag beim letzten Rennen dieser Saison, dem „Großen Preis von Brasilien“ auf dem „Autodromo Jose Carlos Pace“ in Interlagos sein letztes Formel-1-Rennen. Schon 2006, damals noch im Dienste der „Scuderia Ferrari“ und mitten im Titelkampf steckend, hatte der Mann, der als „Schumi“ eine Legende seiner selbst wurde, nach der Saison das Ende seiner Formel-1-Karriere bekannt gegeben. Bis die Bosse in Stuttgart jenen großen Coup landeten und die „deutsche Formel-1-Nationalmannschaft“ mit dem erfahrenen Schumacher, dem Hoffnungsträger Nico Rosberg und einem deutschen Silberpfeil ins Leben riefen. Dass in den drei Jahren 2010, 2011, und 2012 längst nicht alles nach Plan lief, ist mittlerweile bekannt. Schumacher, der eigentlich wieder um Titel mitfahren wollte, kann als Erfolgserlebnis ein einziges kümmerliches Podest (Dritter in Valencia) in diesem Jahr vorweisen. Ob die Entscheidung, noch einmal für die „Mission Silberpfeil“ zurückzukommen, richtig war, kann nur er selbst beantworten. Seinem Ruf als außergewöhnlichem Rennfahrer haben manche Ereignisse, vor allem in den jüngeren Rennen, vielleicht mehr Kratzer am Lack verpasst, als man das hatte annehmen können. Jetzt, mit fast 44 Jahren, geht Michael Schumacher endgültig in die „Formel-1-Rente“. Wir wollen an dieser Stelle noch einmal ein paar Begebenheiten „am Rande“ mit und um den jungen Mann, der einst aus dem Rheinland auszog, um die Motorsport-Welt zu erobern, Revue passieren lassen.

Es sind viele Personen der (Sport)-Geschichte, die Michael Schumacher auf seinem langen Weg, nicht nur auf den insgesamt 21 Formel-Jahren, begleitet haben. Leute wie der ehemalige Ferrari-Sportchef und jetzige FIA-Boss Jean Todt, das technische „Superhirn“ Ross Brawn oder auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug, sind jedem Motorsport-Freund ein Begriff, wenn von dem Älteren der beiden Schumacher-Brüder aus Kerpen in der Nähe von Köln die Rede ist. Aber es sind auch die vielen (fast) unbekannten Helfer, die einstigen Steigbügelhalter, die ihm den Weg in den Motorsport ebneten und damit ihren Anteil an einer sagenhaften, und wohl einmaligen Karriere, in einem Formel-Monoposto haben.

Sein Vater Rolf setzte den vierjährigen Knirps 1973 in ein Kettcar mit fünf PS starkem Mofa-Motor. Quasi im Odem des 1961 tödlich verunglückten Wolfgang Graf Berghe von Trips in der Nähe von Horrem aufgewachsen, tritt der kleine Michael früh in dessen große Fußstapfen. Mit sechs Jahren wird er Clubmeister seiner Altersklasse in dem nach Trips benannten Kart-Club. Überliefert ist, dass aus nämlichem Anlass im Jahre 1975 der erste Zeitungsartikel über den „Motorsportler“ Michael Schumacher in der Regionalausgabe des Kölner Stadtanzeigers erschien.Die ersten Samenkörner für eine erfolgreiche Laufbahn auf dem schwarzen Asphalt waren gelegt. Sein erster richtiger Sponsor war ein Nachbar namens Gerd Noack, der ein Freund von Michaels Vater war. Der Teppich- und Tapetenhändler verhilft Michael zu seinem ersten richtigen Rennkart, das den Eigenbau der ersten, nicht gerade von großen privaten Besitztümern geprägten Jahre, in Effizienz und technischem Standard um Längen übertraf. Klein Michael verbrachte jede freie Minute mit dem Kart, fuhr auch im Regen, wenn die Anderen längst im Trockenen saßen. Schon damals wurden die Wurzeln zum späteren „Regenkönig Schumi“ gelegt.

Der Spielautomaten-Händler Jürgen Dilk ist es, der den jungen Burschen Anfang der achtziger Jahre unter seine Fittiche nimmt und somit sein zweiter großer Gönner und Mäzen wurde. Nach absolvierter Realschule nimmt der junge Mann aus dem Rheinland eine Lehre als Kfz-Mechaniker in dem kleinen Odenwald-Dörfchen Otzberg auf. Quasi die Fortsetzung der früh begonnenen Laufbahn: „Je mehr Du von der Technik verstehst, umso besser“, soll er schon damals seinen Kartfreunden gegenüber geäußert haben. Er sollte recht behalten.

(Fortsetzung folgt)

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Daimler Media

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