Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Egal, ob Sie selbst vom all zwei Jahre in gleicher Form auftretendem Virus namens EM- oder WM-Fieber befallen oder nicht: Autos, die in vielerlei Form an und an mehreren Stellen von Karosserie oder anhängenden Teilen mit schwarzrot-goldenem Dekor behaftet sind, werden Ihnen in den kommenden Wochen auf Schritt und Tritt und erst recht beim Fahren begegnen. Ein paar ganz Eilige haben es bereits probiert, bevor an diesem Wochenende der Anpfiff am Rande der EU (und darüber hinaus) ertönt.
Der Phantasie der Werbeindustrie sind dabei kaum Grenzen gesetzt: Die üblichen schwarz-rot-goldenen Fähnchen mit den dazu gehörigen Haltern aus Plastik, um den bunten Fetzen auch flatternder Weise am oberen Fensterrand Ihres Fahrzeugs zu befestigen, dazu Überzieher in schwarz-rot-gold für die Halterung Ihrer Rückspiegel, niedliche schwarz-rot-goldene Patsch-Händchen für den Scheibenwischer der Heckscheibe und Tücher in gleicher Farb-Kombination, die die gesamte Motorhaube bedecken…bleibt zu hoffen, dass ein Kabelbrand oder ein böser Kolbenfresser das textile Bekenntnis zur kickenden Nation nicht in Brand setzt.
Auch für die Autohersteller sind Polen und die Ukraine in den kommenden drei Wochen natürlich Pflicht-Programm. Vor allem für diejenigen Importeure, die sich in den „europäischen Schwellenländern“ noch Geschäfte versprechen und nicht auf die boomenden „Bric-Nationen“ (Brasilien, Indien, China) setzen. Hyundai und Kia sind seit Jahren schon offizieller Partner von UEFA- oder FIFA-Events. Ford ist dem runden Leder durch sein Sponsoring bei der Champions League eng verbunden. Und die deutschen Auswahlkicker tragen nebst Betreuer- und Trainerstab auf ihren Trainingsanzügen ihrerseits den Stern aus Untertürkheim, nicht nur vor die Kameras.
A propos: Stefan Raab, Eurovisionsfachmann und inzwischen eine Art Universal-Unterhaltungsexperte, hat in dieser Woche schon einen drauf gesetzt in Sachen offiziell ausgetragenem EM-Fieber: Die Autoball-EM hat in einem gemeinsamen Show-Wettbewerb zwei Interessen vor dem Bildschirm zusammengefügt: Fußball und Auto. Männer-Seele, was willst Du mehr!
Bevor ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in die EM-Begeisterung bzw. in die Begegnung mit der automobilen Begeisterung darüber entlasse, weise ich auf die lange Tradition dieser Begeisterung hin. Vor mehr als 90 Jahren (genau: 1920) stellte Turnvater Jahn zu dem (damals noch recht jungen) Thema fest: „Ich warne Euch, Ihr Brüder Jahns, vor dem Gebrauch des Fußballwahns.“
Ein frohes Wochenende wünscht
Ihr
Jürgen C. Braun