Autos unter 10.000 D-Mark? Als die gute alte Mark noch was wert war, als sie sozusagen in ihren letzten Zügen lag, da waren Autos unterhalb der fünfstelligen Preisgrenze schon eine ganz besondere Rarität. Nun aber, da uns der Teuro, pardon der Euro, den Geldbeutel belegt hat, ein Auto zu finden, dessen Preis in etwa der damaligen Summe entspricht, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Dachte man. Bis Renault kam und sich ein ehrgeiziges Ziel setzte: Ein komplettes Familienauto, ausgestattet mit allen notwendigen Betriebs- und Sicherheitseinrichtungen, aber in Sachen Komfort und Schnickschnack erheblich abgespeckt. Und siehe da, es geht. Aus dem Projekt X90, das Renault-Chef Louis Schweitzer vor fünf Jahren installierte, ist dank einer Kaufsumme von 50 Millionen Euro, die die Franzosen für die rumänische Automarke Dacia auf den Tisch legten, das 5000-Euro-Auto Dacia Logan geworden. Im Herbst wird die Produktion im rumänischen Werk in Pitesti anlaufen.
Der Viertürer ist mit Sicherheit kein optischer Hingucker, aber er wirkt solide und auch ein bisschen modern gefertigt. Renault macht sich eigene Anlagen und die seines Allianzpartners Nissan für den Dacia Logan zunutze. So ist die Basis des Autos die so genannte B-Plattform des Konzerns, auf der auch der Nissan Micra und der jetzt angekündigte Renault Modus aufbauen werden. Renault erfüllt die erforderlichen EU-Umweltvorgaben. Die beiden Benziner mit 1.4 und 1.6 Liter Hubraum erfüllen beide die Euro-4-Abgasnorm. Bereits jetzt, vor dem Start der Limousine, wird über mögliche weitere Karosserieformen wie Kombi oder Pick-Up nachgedacht.
Das Auto bauen, war die eine Vorgabe, es aber auch verkaufen, ist die weit größere Herausforderung, und Skeptiker sagen Renault eine Bauchlandung voraus. Doch Louis Schweitzer sieht die kommenden Absatzmärkte nicht wie viele seiner Vorstands-Kollegen in Indien oder China, sondern in den so genannten Schwellenländern wie Rumänien, Polen, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Bosnien, Bulgarien, Moldawien, der Türkei oder auch Nordafrika. Dort wird der Logan als Dacia auf dem Markt eingeführt, in Russland dagegen soll er mit der Renault-Raute als Logo vorfahren, um dem französischen Produkt dort zu einem größeren Bekanntheitsgrad zu verhelfen. Schweitzer hat ehrgeizige Pläne mit seinem X90-Programm. Bis zum Jahr 2010 will er weltweit 700.000 Fahrzeuge verkaufen. Egal, ob als Limousine, Pick-Up oder Kombi.
Renault glaubt, mit dem Dacia Logan eine Nische in der Nische gefunden zu haben und damit einen Kundenkreis bedienen zu können, dessen Wünsche bisher nicht erfüllt werden konnten. Preislich vergleichbare Fahrzeuge wie der Daewoo Matiz oder der Fiat Panda sind deutlich kleiner. Fahrzeuge, die sich vom Platzangebot mit dem Logan messen können, etwa wie der Daewoo Kalos oder Hyundai Getz, kosten erheblich mehr.
Text: Jürgen C. Braun