Dakar: 10: Zoff an der Spitze

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Nachdem Nasser al Attiyah seinen Hummer nach häufigen Technikproblemen, Fahrfehlern und somit zuviel Zeitverlust abstellte und sich auf den Heimweg machte, war das Maß für den Tabellen-Zweiten Robby Gordon voll. Dieser warf dem Qatari vor, teamunfähig zu sein, zu hart zu fahren und sich zudem das Image eines zweiten Lewis Hamilton (Formel 1) zugelegt zu haben: Rücksichtslosigkeit und Unfairness. Al Attiyah konterte umgehend: In so einem Sch … Team fahre ich nie wieder und bei den Amis eh nicht mehr, das ist eine Gurkentruppe. Dann aber kontrollierten die technischen Kommissare mal den Hummer von Gordon etwas genauer und fanden seltsame Luftschläuche, die nicht nur zu den 4 Rädern führten (was beim Hummer erlaubt ist), sondern auch eine zusätzliche Luftversorgung, die in die Verbrennungsräume des Hummer-V8-Motors führten und damit eine Art Kompressor- oder Turbo- Effekt generierten, geschickt am Luftmengen-Begrenzer (Air-Restrictor) vorbei. Das ist natürlich verbotenes Tuning. Gordon wurde disqualifiziert, legte sofort Einspruch ein und darf – außer Wertung – weiterfahren. Entschieden wird in etwa 2 Monaten bei der FIA in Paris. Das war die hässliche Seite des Tages. An der Spitze geht es beinhart zu: Favorit Peterhansel ist in die Zange genommen, nicht nur von Gordon, der ihn weiter gnadenlos jagt als gäbe es kein Morgen. Nani Roma schrieb sich den Tagessieg ins Buch. Überhaupt: Roma. Der macht einfach keine Fehler, hat kaum Reifenschäden, ist permanent schnell und sein Copilot Michel Perin lotst ihn blendend und fehlerfrei durch Sand und Schotter. So hat sich das Mini-All4-Team unauffällig auf Gesamtrang 2 hinter Peterhansel/Cottret vorgeschoben: eine beeindruckende Gesamtleistung. Die hat auch das X-Raid-KS-Tools-Team Schott/Schmidt auf der 10. Etappe vollbracht. Diese Etappe war für uns maßgeschneidert, flink ausgesteckt, extrem lang, nur teilweise tückisch, aber mit gefährlichen Tiefsandpassagen, wie ich sie von Abu Dhabi (VAR) her schon bestens kenne: so was mag ich. Belohnung für eine mutige und fehlerlose Fahrt: ein 13. Tagesrang, so gut, wie noch nie vorher. De Villiers/von Zitzewitz auf dem brandneuen und jungen Imperial Toyota Hilux brachten sich mit Gesamtrang 4 nunmehr hautnah ans Treppchen, das sie besteigen können, wenn Gordon endgültig aus der Wertung fliegt. Gordon wird mit Schaum vor'm Mund die Hatz auf Peterhansel weitertreiben, um ihn in einen Fehler zu hetzen. Das hat der US-Amerikaner schon mal angedeutet. Der Countdown läuft noch 3 Tage bis Lima, dem Ende der Hatz. Du fliegst über eine Kuppe ins absolute Nichts, dahinter Sand, tiefer, staubiger Sand, abgrundtief. Da klatschst du rein wie in Wasser und musst mächtig zaubern, da wieder raus zukommen, so Giniel de Villiers nach der Zielankunft als Tages-Dritter.

Text: Frank Nüssel/CineMot
Fotos: Willy Weyens/ Charmaine Fortune

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