Antwort von Thomas Schuster, KÜS: Wer mit dem Auto in ein schweres Gewitter fährt, sollte grundsätzlich defensiver agieren. Speziell Blitzeinschläge muss man dabei allerdings nicht fürchten. Wer in einem geschlossenen Pkw unterwegs ist, ist vor diesem äußerst unwahrscheinlichen Ereignis nahezu optimal geschützt. Sollte dennoch einmal ein Blitz ein Fahrzeug treffen, funktioniert dessen Blechhaut wie ein „Faradayscher Käfig“, der die elektrische Ladung an die Insassen vorbei in den Boden leitet. Hat sich ein Blitz am Fahrzeug entladen, sollte man es lediglich in den ersten Sekunden nach dem Einschlag vermeiden, leitende Oberflächen z.B. aus Metall anzufassen. Gefährlich kann ein Blitzeinschlag allerdings sein, wenn er Autofahrern einen heftigen Schreck einjagt, was zu unkontrollierten Reaktionen und damit zu gefährlichen Fahrfehlern führen kann.
Grundsätzlich gefährlich werden Gewitter vor allem, wenn sie mit heftigen Niederschlägen einhergehen. Wer mit dem Pkw in einen Platzregen gerät, hat zunächst mit eingeschränkter Sicht zu kämpfen. Bis die Wischer die Scheibe säubern und den Wassermassen Herr werden, vergehen oft wertvolle Sekunden. Zudem kann die Windschutzscheibe schnell von innen beschlagen, was die Sicht zusätzlich behindert. Grundsätzlich gilt in dieser Situation: Runter vom Gas und den Abstand zum Vordermann vergrößern. Wer keine automatische Aktivierung hat, muss die Scheibenwischer manuell starten. Einem inneren Beschlagen der Scheiben begegnet man durch Hochdrehen von Heizung/Klimaanlage und Gebläse zur Frontscheibe. Ein Umschalten auf Frischluft und das leichte Öffnen eines Seitenfenster kann für ein schnelleres Entweichen feuchter Innenluft sorgen. Um speziell Seitenfenster von innen zu entfeuchten, kann außerdem ein gezieltes Ausrichten von Lüftungsdüsen helfen. Wirbelt ein vorausfahrendes Fahrzeug eine starke Gischt auf, sollte der Sicherheitsabstand zum Vordermann deutlich vergrößert und das Licht am Fahrzeug eingeschaltet werden. Verschlechtern sich die Bedingungen weiter, empfiehlt sich eine Pause. Besonders heftige Niederschläge sind von meist nur kurzer Dauer.
Besonders gefährlich wird die Fahrt im Pkw, sollte es zu Aquaplaning auf Landstraßen und Autobahnen kommen. Schwimmen die Reifen auf dem Wasserfilm der Straße auf, sollte man auskuppeln und hektische Lenk- oder Bremsmanöver vermeiden. Letztere könnten zu schweren Unfällen führen, sollte die Räder wieder Grip kriegen und die Lenkung falsch eingeschlagen sein. Ist viel Wasser auf dem Asphalt, lässt sich ein Aufschwimmen vermeiden, indem man parallel zu tiefen Spurrillen fährt.
Ein weiterer großer Gefahrenherd sind starke Gewitterwinde. Kommt es zu heftigen Böen, kann es ratsam sein, einen Parkplatz anzufahren, um umherfliegenden Ästen zu entgehen. Vor allem bei größeren Autos, Fahrzeugen mit Aufbauten oder leichten Modellen können heftige Seitenwinde Kollisionen provozieren. Beim Überqueren einer Brücke oder beim Durchfahren von Waldschneisen kann der Sturm Fahrzeuge plötzlich seitlich versetzen. Auch ein Überholen von Gespannen, Wohnmobilen oder Kleintransportern sollte bei starkem Wind wohl überlegt sein.
Gefahr droht bei extremen Niederschlägen außerdem durch Sturzfluten, die für plötzliches Hochwasser sorgen. Unter anderem in Unterführungen kann sich Wasser in großen Mengen sammeln. Was vielleicht nach Pfütze aussieht, wird dann zur Falle. Autofahrer unterschätzen oft die Tiefe und bleiben dann von Fluten umschlossen stehen. In der Regel ist eine Wassertiefe bis zu den Radnaben für Fahrzeuge unproblematisch. Manchmal nennt die Betriebsanleitung auch eine zulässige „Eintauchtiefe“. Mit einem SUV oder Geländewagen hat man bessere Karten als mit einem tiefliegenden Sportwagen. Schlecht sieht es aus, wenn der Motor teilweise oder ganz unter die Wasseroberfläche gelangt. Dann hilft oft nur noch der Abschleppdienst. Deshalb sollte man sich genau überlegen, ob man eine Fahrt durch große „Pfützen“ riskiert. Wer das Wagnis eingeht, sollte sich in jedem Fall behutsam vortasten.