Zehn Insektenlöser im KÜS-Test: „Mach die Fliege!“ oder „Weg mit dem Fliegendreck!“

Nur drei Produkte können wirklich überzeugen.
Viele greifen Lack und Kunststoff an oder sind völlig wirkungslos.

Jeden Sommer der gleiche Ärger: Nach einer langen Autobahnfahrt sind die Frontscheibe und der Kühlergrill des Autos übersät mit Insektenresten. Das ist nicht zuletzt auch für die Autofahrer eine Gefahr, denn der Mückenmatsch beeinträchtigt häufig die Sicht. Herkömmliche Sommerscheibenreiniger im Wischwasser helfen hier nur begrenzt. Um den hartnäckigen Insektenschmutz wirkungsvoll zu lösen, müssen hier spezielle Reiniger ran. Das Angebot an Insektenentfernern an den Tankstellen und im Autozubehörhandel ist groß, ihre Wirkung aber sehr unterschiedlich, wie auch unser Test zeigt.

Hohe Schmutzlösekraft und optimale Verträglichkeit

Die KÜS hat dafür gemeinsam mit Auto Bild zehn Produkte verschiedener Hersteller ausgewählt. Die Preisspanne reicht von sechs bis zu stolzen 12 Euro. Im Labortest mussten die Reiniger beweisen, wie wirkungsvoll sie Autoscheiben von Insektenresten befreien. Das Ergebnis ist enttäuschend: Nur drei der Reiniger bieten eine hohe Schmutzlösekraft bei gleichzeitiger optimaler Verträglichkeit auf Lack und Kunststoff. Die Kandidaten Aral InsektenLöser Hochleistungsgel, Koch Chemie Insect & Dirt Remover und Sonax InsektenStar gehen Punktgleich mit der Note „gut“ als Testsieger durchs Ziel (siehe Ergebnistabelle). Alle drei erreichen eine Schmutzlösekraft von rund 80 Prozent und hinterlassen bei den Materialverträglichkeitsprüfungen keinerlei Spuren. Sonax erringt zudem den Preis-Leistungs-Sieg.

Lackquellungen auf den Testblechen

Ab Platz vier nimmt die Reinigungskraft enorm ab. Die vier nächstplatzierten Produkte Liqui Moly Insektenentferner (befriedigend), RS1000 Insektenlöser, Dr. Wack CW 1:100 Insekten-Entferner Gel und Ernst Insektenentferner (jeweils ausreichend) bilden das Mittelfeld. Liqui Moly erreicht immerhin noch eine Reinigungskraft von 42 Prozent. Hinzu kommt allerdings eine minimale Lackquellung auf dem Testblech. Die RS1000-Reinigungsleistung von nur 23 Prozent ist enttäuschend, Dr. Wack erreicht bescheidene 29 Prozent. Beide Reiniger hinterlassen auf Lack Spuren einer Aufquellung. Auf Kunststoff sind alle vier optimal verträglich.

Schlechte Reinigungsleistung und Risse im Kunststoff

Gleich dreimal vergeben die Tester von KÜS und Auto Bild die Note „mangelhaft“: Shell Insektenentferner erreicht mit miserablen sieben Prozent Schmutzlösekraft die schlechteste Reinigungsleistung aller getesteten Produkte. Hinzu kommt eine deutlich sichtbare Lackquellung. Nigrin Power Insekten-Entferner ist mit mickrigen acht Prozent Schmutzlöseleistung kaum besser. Zwar ist die Lackverträglichkeit gut, aber Plastik-Anätzungen sind nicht zu übersehen. Schlusslicht Armor All Insect Remover reinigt zwar zu 33 Prozent, bildet aber als einziges Produkt tiefe Risse im Kunststoff und starke Quellungen auf Lack.

So hat die KÜS getestet

Die KÜS hat zusammen mit Auto Bild zehn handelsübliche Insektenlöser in einem chemischen Fachlabor getestet. Drei wesentliche Elemente des anspruchsvollen Tests sind dabei die Testfläche (eine Glasscheibe), das Testgerät, ein Elkometer und der Testschmutz. Dieser besteht aus Eigelb, Eiweiß und Ruß und entspricht in seiner chemischen Zusammensetzung der von Insekten. Er wird unter anderem in mehreren Stufen homogenisiert und im Ultraschallbad gesiebt, um Feststoffe zu filtern. Der färbende Ruß macht den Testschmutz auf der Glasplatte sichtbar.

Die Glasplatten werden vor dem Test mit Cerdioxid poliert und anschließend abgewaschen, um eventuell vorhandene Rückstände zu beseitigen. Nun wird die Platte abgeklebt, sodass ein 3,5 Zentimeter breiter Teststreifen entsteht. Auf diesen werden 1,5 Milliliter des Testschmutzes aufgetragen. Mittels einer Fixierlösung (Formalin und Alkohol) und anschließendem Backen im Trockenschrank (30 Minuten bei 100 Grad) wird der Testschmutz verkrustet, sodass er angetrockneten Insekten entspricht.

Nun kommt das wichtigste Testgerät zum Einsatz, das Elkometer. Die Mehrspurwischmethode funktioniert wie folgt: Zehn Milliliter Insektenlöser werden in einen Applikationsschwamm einmassiert. Je Reinigungszyklus sind vier getränkte Schwämme in dem Elkometer fixiert, je Testspur eine. Diese fahren immer wieder über die Glasplatte mit dem Testschmutz und lösen ihn. Manche schnell, manche nur sehr langsam. Die besten Reiniger brauchen nach einer Einwirkzeit von drei Minuten 27 Wischzyklen im Elkometer, um den Schmutz zu lösen. Alle zehn Insektenlöser durchlaufen deswegen 27 Wischzyklen.

Nächster Testpunkt ist die Materialverträglichkeit der Reiniger. Hierzu wird auf einem lackierten Testblech die Lackverträglichkeit überprüft. 100 Mikroliter Insektenlöser werden aufgetragen, dann kommt das Blech zweimal eine Stunde bei 80 Grad in den Ofen. Teststreifen aus Polycarbonat dienen zur Überprüfung der Materialverträglichkeit bei Kunststoff. Der zwischen zwei Platten aufgetropfte Reiniger wandert für 48 Stunden bei 80 Grad in den Ofen. Danach erfolgen die optische Prüfung und Bewertung.

Bildquelle: KÜS / Sveinn Baldvinsson

Scroll to Top