Volkswagen: 40 Jahre Polo II

Ob als Edition „Boulevard“, „Betty Barclay“, „Shopping“, „Laura Ashley“ oder „Peppermint“, mit den entsprechenden Sondermodellen des Polo II waren die Damen gewissermaßen ebenso gut angezogen wie mit den neuesten automobilen Kreationen aus Frankreich, wie ein Blick in die Zulassungsrankings zeigte. Sogar der freche Preisbrecher Polo Fox lockte ab 1984 mit den frischen poppigen Farben Türkisblau und Saimagrün. Dazu gab es 34 kW/45 PS. Fertig war ein automobiler Liebling für Fahranfänger, der sich damals sogar besser verkaufte als die Kult-Oldies Mini, R4 und 2 CV sowie japanische Kleinwagen wie Daihatsu Charade , Nissan Micra und Toyota Starlet.

Mit einem Ladevolumen von bis zu 1.000 Litern (zum Vergleich: Der Ford Fiesta bot maximal 625 Liter) füllte der originelle Steilheck-Polo, im Sommer 1981 lanciert, zudem die Rolle eines multifunktionalen Mini-Kombis aus. Noch sensationeller lasen sich die Transportkapazitäten des Polos mit Rucksack (bis 1985 Derby genannt), die VW zunächst mit 540 Litern bezifferte, womit die 3,98 Meter kurze Limousine sogar mehr Platz im Kofferraum lieferte als der 5,14 Meter lange Luxusliner Mercedes 500 SEL. Dennoch diskutierten die Deutschen lieber das kontroverse Design des Derby, als diesen geräumigen Kofferträger tatsächlich zu kaufen. Weshalb diese Polo-Karosserie 1990 still und leise vom Heimatmarkt verschwand und anderen Märkten vorbehalten blieb.

Die drei magischen Buchstaben GTI durfte erst der dritte Polo tragen, aber als Coupé GT zeigte schon der Polo II, wieviel Adrenalin die Wolfsburger Basis-Baureihe freisetzen konnte. Im Markenpokal Volkswagen Polo Cup trainierten Nachwuchs-Rennfahrer mit 65 kW/88 PS starken Coupés ihr Talent, dagegen mussten dem Fastback auf der Straße 55 kW/75 PS und feine Akzente wie Doppelscheinwerfer plus roter Rahmen für den Kühlergrill genügen, um Fiat 127 Sport oder Ford Fiesta XR2 zu jagen. Erst 1987 jverwandelte sich der Polo zu einem legendären Wolf im Schafspelz mit G40-Typenschild. Das neue Zauberwort für viel Leistung in dem 800-Kilogramm-Leichtgewicht lautete damals nicht Turbo wie bei der Konkurrenz, sondern G-Lader. Dahinter verbarg sich ein spiralförmiger Scrollverdichter, der zwar den Ruf hatte, nicht ganz frei von Kaprizen zu sein, aber dem 1,3-Liter-Vierzylinder bis zu 95 kW/129 PS entlockte. Ein Zweizylinder-Diesel in einem Polo als „Öko“-Version mit G-Lader leistete 29 kW/40 PS bei einem Durchschnittsverbrauch von 2,0 Litern. Allerdings war die Zeit noch nicht reif für solche Extremsparer, weshalb VW am Ende doch auf den Großserienbau des „Knauser-Polo“ verzichtete.

Fotos: Volkswagen

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