Antwort von Thomas Schuster, KÜS: Rein rechtlich steht es Kindern frei, Pedelecs zu nutzen, da diese E-Bike-Gattung vom Gesetzgeber einem normalen Fahrrad gleichgestellt ist, wenn der Elektromotor nur bis maximal 250 Watt, und der Fahrer während des Tretens nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt wird. Entsprechend ist es selbst kleinen Kindern erlaubt, im öffentlichen Straßenverkehr mit elektrischer Pedalkraftunterstützung zu fahren. Das Geschwindigkeitsniveau von 25 km/h mag etwas hoch für Kinder erscheinen, doch sind diese geübt, können sie dieses Tempo problemlos auch mit Muskelkraft auf konventionellen Rädern erreichen.
Ein Pedelec für Kinder sollte in jedem Fall auf eine kindgerechte Nutzung abgestimmt sein. Mittlerweile gibt es Fahrradhersteller, die spezielle Kinder-Pedelecs vornehmlich im Mountainbike-Bereich anbieten. Die Preise bewegen sich zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Solche Junior-Pedelecs werden meist in den Radgrößen 24 und 26 Zoll angeboten. Einige Modelle stehen sogar auf kleinen 20-Zoll-Rädern. Diese Radgröße empfiehlt sich übrigens für Kinder ab 6 Jahren. Das dürfte vielen Eltern als zu früh erscheinen, wenngleich auch hier vom Gesetzgeber keine Altersbeschränkung definiert wurde.
Zwar hat 2012 der Verkehrsgerichtstag die Benutzung von Pedelecs für Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren als ungeeignet definiert, doch folgte dieser Empfehlung keine entsprechende Gesetzesvorschrift. Letztlich liegt die Entscheidung im Ermessensspielraum der Eltern. Für diese sollte weniger das Alter als die Vorerfahrungen auf einem Fahrrad entscheidend sein. Wenn Kinder auf ein Pedelec umsatteln, sollten diese sich im Straßenverkehr auskennen und sicher bewegen. Um das Gefahrenpotenzial zu mindern, haben übrigens die meisten Anbieter von Kinder-Pedelecs die Geschwindigkeit freiwillig von 25 auf 20 km/h begrenzt.
Letztlich stellt sich noch die Frage, wie sinnvoll es ist, Kinder auf Pedelecs fahren zu lassen? Will man mit jüngeren Kindern auf eine Fahrradreise oder Bergtour mit dem Mountainbike gehen, wird man ohne E-Unterstützung meist nicht sehr weit kommen. Für solche Situationen scheint die Anschaffung eines E-Bikes als durchaus sinnvoll. Doch sind die Bewegung und ein gewisses Maß an Anstrengung auf klassischen Fahrrädern für Heranwachsende auch ein wichtiger Baustein für eine gesunde körperliche und motorische Entwicklung. Insofern empfiehlt sich der Umstieg auf ein Pedelec eher im Sonderfall und nicht für die Alltagsnutzung.
Wer Kinder dennoch mit einem Pedelec fahren lässt, sollte den Umstieg einige Zeit begleiten. Zudem sollte das E-Bike den technischen Voraussetzungen für die legale und sichere Teilnahme am Straßenverkehr entsprechen. Wie bei normalen Fahrrädern empfiehlt sich zudem das Tragen eines Helms.
