Dakar 2020: Politische Chance für Saudi Arabien?

"Für Geld bekommst Du alles!" So ein geflügelter Spott-Spruch. Und seit dem kleinen, aber mit Erdöl und Erdgas gesegneten Emirat Qatar mit viel Barem die Fußball-WM zugewürfelt wurde, war ja glasklar, dass diese Entscheidung weniger aus humanitären oder rein sportlichen Gründen zustande gekommen war, als durch ... na ja, eben viel Schmiergeld.

So reiht sich nun auch Saudi Arabien in die Kette jener Staaten ein, die mit schier unlimitierten Geldmitteln aus dem Verkauf fossiler Energieträger ein Großereignis nach dem anderen „an Land ziehen“. Die Formel 1 hatte da ja bereits deftige Landgewinne in den Wüsten unter Herrn Ecclestone zu verzeichnen. Und nun die Dakar-Rallye 2020 mit Option auf weitere 10 Jahre. Hauptsache, die Gelder fließen, egal, ob es Live-Zuschauer gibt oder nicht.

Saudi Arabien tritt selbst die fundamentalen Menschenrechte dauerhaft mit Füßen. Frauen und religiöse Minderheiten werden verfolgt und bei geringsten „Vergehen“ in den trostlosen Folter-Knast verfrachtet. Oft auf Jahre. Viele von ihnen verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Demonstranten werden gefangen genommen, wenn sie auf ihre Art Menschenrechte einklagen. Wer schon Kleinigkeiten um des Überlebens willen aus der Not heraus klaut, dem werden ohne großes Federlesen die Hände amputiert. Wer nicht ins moralische Raster der Sharia passt, wird öffentlich zu Tode gesteinigt. Das tiefe Mittelalter lässt grüßen. Gastarbeiter aus armen Ländern werden zu Hungerlöhnen bei 50 Grad Hitze zum Bau von Protzstadien, Rennstrecken und Wolkenkratzern gezwungen, die mit immer neuen Rekordmarken prahlen. Auch die Pressefreiheit wird gewaltsam unterbunden, wie am Fall des Journalisten Kashoggi grausam demonstriert wurde.

Das sind wahrlich keine guten Voraussetzungen, ein sportliches Weltereignis wie die „Dakar“ in ein solches Land zu holen („Sport verbindet die Nationen“). Auch die Veranstaltungsfirma ASO, die in französischem Besitz ist, macht da keine gute Figur. Ihr geht es gleichfalls um fette Pfründe, die Saudi Arabien verspricht und sicher auch zur Hand hat. In Afrika waren es seinerzeit vor allem in Mali und Mauretanien angekündigte und sogar ausgeführte Terroranschläge, die die Dakar-Macher zur Flucht in ein anderes Territorium zwangen, in den amerikanischen Subkontinent. Aber die Südamerika-Länder wie Argentinien, Chile, Peru, Bolivien und Paraguay scheiterten nach elf Jahren an ihrer finanziellen Schwindsucht, an Korruption und Armut.

Ein Aufschrei aller Menschen sollte durch die Lande gehen, um die Kronprinzen und Könige der schwerreichen Länder vor allem in Middle East zur Vernunft zu bringen. Im Prinzip ist ja nichts gegen die Wahl einzuwenden, auf die arabische Halbinsel zu gehen, aber die Einhaltung der humanitären Pflichten muss eben international überwacht und gesichert sein. Somit ist die Entscheidung für das saudische Königreich zugleich die große Chance, sich spür- und sichtbar signifikanter für die Menschenrechte zu engagieren. Wir werden sehen …

Kommentar/Meinung: Ignaz Hammer

Fotos: Hersteller, Veranstalter

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