KÜS-Interview: Ihre Meinung bitte, Herr Pannasch!

Prof. Dr. Sebastian Pannasch ist Inhaber der Professur für angewandte Kognitionsforschung an der Technischen Universität Dresden.

KÜS: Herr Professor Pannasch, Sie sind Ingenieur und Psychologe zugleich. Erlaubt Ihnen dieses Berufsbild einen signifikanten Eindruck von den Herausforderungen für Menschen in beider Hinsicht im Straßenverkehr zukommen werde?

Prof. Dr. Sebastian Pannasch: Tatsache ist, dass technische Entwicklungen unsere allgemeine Mobilität deutlich sicherer gemacht haben. Vielleicht kann man so etwas schneller und leichter erkennen, wenn man diesen Prozess aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Aber es ist auch so, dass der Mensch sich mit den Auswirkungen des technischen Fortschritts immer mehr beschäftigen muss. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Der Mensch kann sich nicht vollständig auf das verlassen, was die Technik ihm an Lösungen anbietet, er sollte bei der Entwicklung immer noch involviert bleiben.

KÜS: Die Autobauer brüsten sich bei der Einführung neuer Modelle immer mehr mit der Anzahl der Assistenzsysteme und der technischen Hilfsmittel. Kann der Mensch diese Flut von Informationen, die ja eine Hilfe für ihn sein sollen, noch alle wahrnehmen und verarbeiten?

Pannasch: Es kommt nicht nur auf die Information als solche an, sondern auch darauf, ob sie in einer für den Menschen ansprechenden, also menschengerechten Form, angeboten wird. Das ist nicht immer der Fall. Oft führt die als Hilfe gedachte Information zu einer zusätzlichen Belastung für den Autofahrer und dann kommt genau das Gegenteil von dem heraus, was bewirkt werden sollte.

KÜS: Wie beurteilen sie die derzeitige Entwicklung von automatisiertem und vernetztem Fahren?

Pannasch: Ich sehe die Gefahr, dass der Mensch zu einer Art Überwacher herabgesetzt wird und nur noch dann eingreifen soll, wenn es mit der Umsetzung der technischen Hilfsmittel Probleme gibt. Das heißt, der Mensch wird durch diese Art des Fahrens nicht wirklich entlastet. Er muss andauernd im Auge behalten, ob die Technik auch alles so umsetzt, wie er, der Mensch, das auch getan hätte. Wenn der Fahrer eigentlich nur noch ein Mitfahrer ist, der sich langweilt und dann plötzlich eingreifen soll, so kann das nicht funktionieren.

Mit Prof. Dr. Sebastian Pannasch sprach Jürgen C. Braun
Foto: Lassig/TU Dresden

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