CD-Tipp – Rosenstolz: Lass es Liebe sein

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In der ersten Zeit kannte man das Duo nur in und um Berlin. In den Neunzigern waren AnNa R. und Peter Plate alias Rosenstolz ein Geheimtipp. Warum? Ihre Musik ließ sich am ehesten unter Chanson einordnen, und dieses Genre hat es mit Interpreten deutscher Sprache ja schon traditionell schwer. Verspielt, mondän, romantisch, auch lasziv konnte man ihre Musik nennen, schon damals, als sie mit Soubrette werd ich nie und anderen Titeln Erfolg hatten in der Stadt, die erst wenige Jahre wieder Hauptstadt war. Die Texte? Reich an Anspielungen, Pointen und auch Sottisen. AnNa, die Extravagante, Peter, der nette Typ von nebenan – das passte. Aber eben zunächst nur auf kleine Bühnen.

Den großen Durchbruch hatten sie ausgerechnet, als ein anderer ihnen den Sieg souverän unmöglich machte. Denn: Genau genommen hatte Guildo Horn 1998 den ersten Platz zum Vorentscheid des Eurovision Song Contest ja schon vor der Veranstaltung quasi sicher. Während Guildo den ESC in Birmingham dann kräftig entstaubte, das Land kurzzeitig zur Nusseckenregion machte, danach aber nur noch sporadisch von sich hören ließ, hatten die Berliner fortan eine große Fangemeinde. Über zwei Jahrzehnte.

Liebe ist alles, das 1998 zweitplatzierte Herzensschöner, Total Eclipse, das herrlich ironische Kassengift – diese Doppel-CD demonstriert eindrucksvoll, dass jene Musik auch in deutscher Sprache gut klingt, die man eher im Nachbarland verortet. Klar überschreitet das auch mal – sicher mit Absicht – die Grenze zum Kitsch. Auch das ist Rosenstolz. Zu wem würde sonst ein Album in der Werkschau passen, das den simplen Titel Zucker trägt?

Eine gelungene Zusammenstellung, nachdem AnNa und Peter zuletzt nur noch sporadisch von sich hören ließen. Die Pause hat dem Schaffen hörbar gut getan. Ein Manko allerdings bleibt, wenngleich ein subjektives: Schön wäre in der Werkschau noch das leider fehlende Herz eines Kämpfers: Das war seinerzeit für Patricia Kaas geschrieben worden, beteiligt war Peter Plate. Kein Duett, kein Trio, sicher – hätte sich aber als Bonus-Track gut eingefügt.

Rosenstolz: Lass es Liebe sein – Das Beste. (Universal)

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