Heinz Strunk hat aus Nichtlesern begeisterte Leser gemacht – wenigstens in einem Fall (Fleisch ist mein Gemüse). Heinz Strunk hat Themen verarbeitet, die fürchterlich hätten daneben gehen können und auch die souverän hingekriegt (Der goldene Handschuh). Besonders erstaunlich ist freilich, dass er mit diesem Pseudonym so erfolgreich ist. Jeder Hobbykoch kennt diese Eintopfrezepte, die beginnen mit Wir befreien den Weißkohl vom Strunk. (Bürgerlich heißt er Matthias Halfpape).
Es muss also an seinem Mut und an seiner Originalität liegen, dass seine Fangemeinde immer größer wird. Dazu wird auch Das Teemännchen beitragen. Eine Sammlung von Geschichten im besten Sinne. Verrücktheiten, Vorlieben, Beobachtungen, und alles mit scharfer Beobachtungsgabe gemixt. Und der Stil: Kein Wort zu wenig, erst recht keines zu viel. Seine Protagonisten muss er nicht groß einführen, vorstellen oder beschreiben – das tun diese schon durch die Art, wie sie reden.
Tempo 100 heißt eine dieser Geschichten, und auch sonst zeigt sich Heinz Strunks Faible fürs Rasante. Die Frau verwünscht nicht nur ihr Dasein auf dem Beifahrersitz, das der fehlenden Fahrerlaubnis geschuldet ist, sondern auch den Mann am Steuer, und das in so ziemlich allen Facetten. Auch sonst gleicht die Lektüre der Geschichten einer Symbiose aus Auto- und Achterbahnfahrt. Was die Menschen auf der Autobahn erleben können, wie es einen Aufstand des Vierrädrigen gegen das Zweibeinige gibt (vereinfacht: Autos stehen gegen Menschen auf) … das ist tatsächlich typisch Strunk, allerdings in einem von ihm noch nicht gekannten Erzählformat.
Wer Skurriles mag, wer die Phantasie als Rucksackwissen im täglichen Wahnsinn schätzt, wird Das Teemännchen lieben. Eine gewisse Unerschrockenheit gehört dazu – der Autor ist in seiner Wortwahl alles andere als zimperlich.
Heinz Strunk: Das Teemännchen. Rowohlt Verlag; 20 Euro.