Isles of Scilly: Das klingt doch romantisch! So nach Tweed, der hier noch von Hand gewoben wird. Nach Scones, jenem Teegebäck, das mit oder ohne Aufstrich eine Tagesration an Kalorien in sich trägt, es sei denn, man wäre Bauarbeiter oder Vergleichbares.
Hm, wie ein Bauarbeiter kann sich Colin manchmal sicher fühlen. Jedenfalls, was die Erschöpfung am Ende des Tages betrifft. Auch wenn er sich nicht körperlich verausgabt: Als Ordnungshüter auf einer Insel im Vereinigten Königreich entwickelt der Alltag so seine Tücken. Und lässt einem wenig Zeit für Scones.
Wenn die Polizei einen Land Rover Defender fährt, wenn der Polizist in Berufsausübung im Polizeiwohnhaus untergebracht ist, ahnt man: Hier wartet ein Lesevergnügen par excellence. Dass Inspector Jury, erdacht von Martha Grimes und in jüngeren Jahren durchs ZDF verfilmt, ein Verwandter im Geiste ist, braucht Colin gar nicht zu leugnen. Aber anders als der hat Colin eine Familie, die ihm durchweg Freude macht. Auch dann, wenn man dem Nachwuchs mal Wörter erklären muss, die der leider irgendwo aufgeschnappt hat. Solche, die in gepflegter Sprache tabu sind, aber – seien wir ehrlich – auch den beflissensten aller Eltern mal rausrutschen…
Fazit: Typisch britisches Lesevergnügen, den Menschen an sich als Mängel- und Umwegwesen entlarvend. Das ist vergnüglich und hat, wie viele Vergnügungen, einen ernsten Kern.
Colin Taylor: Möwenschiss und Ankerdiebe. Vom Abenteuer, ein Insel-Bobby zu sein. Goldmann Verlag; 12 Euro.