Kein appetitliches Thema, klar. Aber ein notwendiges – gerade jetzt, wenn sich bei drückenden Rekord-Außentemperaturen die ein oder andere Hygiene-Frage ergibt: Da schimmeln Lebensmittel schneller als bei anderen Thermometer-Anzeigen, da meldet sich die Haut mit Juckreiz und Rötungen, was sie sonst eher selten oder vielleicht überhaupt nicht tut, und unversehens stellt sich die Frage nach einem neuen Deo, wenn das bisher verwendete seinen Zweck einfach nicht mehr erfüllt: Bakterien, Pilze und Viren haben derzeit Hochkonjunktur wie Mineralwasser und Eiscreme. Und damit auch Produkte, um den Bazillen den Garaus zu machen.
So weit, so vielversprechend. Aber was ist wirklich eine Gesundheitsgefahr, was harmlos? Und dass wir manche der vermeintlichen Biester für gesunde Gleichgewicht von Körper und Umwelt brauchen, ist ohnehin nichts Neues. Bloß: Warum ist das so? Und was aus dem unüberschaubaren Angebot an bunten Flaschen, Dosen und anderen Behältern gegen die Unmengen an Bazillen ist hält denn, was die farbenfrohe Aufmachung verspricht?
Dirk Bockmühl hat als Hochschullehrer für Hygiene und Mikrobiologie täglich mit Dingen zu tun, die allgemein erst mal bäh klingen. Es gelingt ihm, salopp, verständlich und dabei wissenschaftlich präzise zu zeigen, wie das alles zusammenhängt und funktioniert. Badezimmer, Kühlschrank, Kosmetikregal … alles kommt auf den Prüfstand. Und gerne nimmt Bockmühl auch mal Zeichnungen zu Hilfe. Die sind tatsächlich auch für die Leserschaft eine Hilfe, weil sie auf knappem Raum zusammenfassen, was erklärt wurde. Man könnte das Buch dadurch sogar als Einkaufshilfe mitnehmen, wenn der Haushaltszettel mal wieder nach Bazillenkillern verlangt. Manche davon – man ahnt es schon – sind nämlich keine … sie wirken nur so ob der verwendeten Bezeichnungen. Legal – aber gegenüber dem Verbraucher nicht sonderlich fair.
Dirk Bockmühl: Keim daheim. Alles über Bakterien, Pilze und Viren. Droemer Verlag; 16,99 Euro.