Buchtipp – Summerley/Rittson-Thomas: Grüne Oasen. Stars und ihre Gärten

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Ok, bis zum Frühling wird es wohl noch dauern. Konzentrieren wir uns also immerhin auf die Vorfreude.

Wie spannend ist es doch, über den Gartenzaun zu schauen und die Gartenwelten anderer zu erkunden. Noch dazu, wenn die Gartenbesitzer weltweit bekannte Künstler und in der Kulturbranche sehr erfolgreich tätige Menschen sind. Wer seinen Garten zeigt, erzählt auch immer etwas über sich, hat Vertrauen und vor allem Freude daran, dass auch andere am selbstgeschaffenen Refugium für Momente eines genussvollen Spaziergangs teilhaben können. Ungleich interessanter wird es, öffnen sich einem englische Privatgärten prominenter Gartenliebhaber, wie beispielsweise der von Sting und seiner Frau Trudie Styler, Ozzy und Sharon Osbourne, Jeremy Irons oder Cath Kidston.

So nehmen die bekannte britische Garten-Journalistin Victoria Summerley sowie der mehrfach ausgezeichnete, zu den bedeutendsten Porträtfotografen Englands zählenden Hugo Rittson Thomas die Leserschaft mit auf eine sehr persönliche Englandreise zu zeitgenössischen Gärten. Dass es nahezu zwei Jahre brauchte, um die prominenten Kreativen zu überreden, ihre Gartenpforten für Autorin und Fotografen und somit für die interessierte Öffentlichkeit zu öffnen, verwundert kaum. Verständlich wäre viel eher, dass gerade prominente Gartenbesitzer sich zögernd gegenüber einer derartigen Anfrage äußerten. Umso überraschender, wie selbstverständlich die Besitzer der hier porträtierten 25 Gärten ihre Rückzugsorte präsentieren.

Die in den zahlreichen Aufnahmen dieses 272 Seiten umfassenden, großformatigen Bandes erfassten Gärten sind einfach schön, sehr individuell und unverwechselbar. Der Leser staunt und blättert weiter und kann sich kaum satt sehen an dieser Vielfalt und dem Ideenreichtum. Charakteristisch ist und bleibt das Englische dieser zwischen Oxfordshire, Wiltshire über Devon bis Sussex oder Somerset ebenso wie in London und seinen Vororten gelegen Refugien und Sommersitzen.

Zugleich erklärt sich die Schönheit, Exzentrizität oder Nützlichkeit jedes einzelnen Gartens aber erst aus den Gesprächen, die Victoria Summerley mit den hier planenden, gestaltenden und teilweise selbst gärtnernden Eigentümern geführt hat. Die hier erzählten Gartengeschichten sind eigentlich Lebensgeschichten, die Familie und Freunde umfassen, manchmal spiegeln sie den künstlerischen Weg wider, gelegentlich reichen sie Jahrzehnte oder Generationen weit zurück. Victoria Summerley nähert sich ganz unaufgeregt ihrem Gegenüber, möchte nichts herauskitzeln oder provozieren. Letztlich sollten ja die „Gärten kreativer Persönlichkeiten und die Art und Weise, wie Künstler ihre privaten Außenräume gestalten, im Mittelpunkt stehen“ (S. 7). Somit erfährt der gartenbegeisterte Leser auch reichlich Interessantes über Pflanzen, Böden oder Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei ist die Sprache der Autorin sehr feinsinnig, ist viel weniger ein Kommentieren als ein Wahrnehmen und Entdecken der Schönheiten und Besonderheiten des Gesehenen. Stilsicher hat Beate Warcholik dies ins Deutsche übertragen.

„Grüne Oasen“ sind ein auf vielfältige Weise inspirierender Text-Bild-Band, der für alle ungeduldig auf den Frühling Wartenden Einblicke in Gärten und Leben bekannter Persönlichkeiten bietet, die etwas sehr Persönliches offenbaren. Zugleich beweist das Buch einmal mehr, wie eng Kunst und Leben, Natur und Mensch in Beziehung zueinanderstehen und ein Garten schöpferischer Urgrund ebenso wie Rückzugsort sein kann. Eine spannende Lektüre und ein Augenschmaus!

Victoria Summerley (Text), Hugo Rittson-Thomas (Fotos):
Grüne Oasen. Stars und ihre Gärten. Gerstenberg Verlag; 50 Euro.

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