60 Jahre Verkehrssünderkartei:Akten der Autofahrerschicksale

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Als Autofahrer will man eine Akte mit seinem Namen in Flensburg tunlichst vermeiden, trotzdem ist etwa jeder vierte Führerscheininhaber dort registriert. Seit 60 Jahren werden die kleinen und großen Verfehlungen auf der Straße in der Flensburger Verkehrssünderkartei erfasst.

Die Geschichte einer deutschen Dokumentation über Verkehrssünder geht noch deutlich weiter zurück: Schon 1910 gab es offenbar ausreichend Führerscheininhaber, die sich nicht an die Regeln hielten, so dass in Berlin eine „Sammelstelle für Nachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen“ notwendig wurde. Sie erfasste im Wesentlichen, wem die Fahrerlaubnis entzogen worden war.

Dies registrierte auch die offiziell „Verkehrszentralregister“ genannte, an das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) angegliederte Institution, die am 2. Januar 1958 ihren Betrieb aufnahm, Punkte gab es noch nicht. Knapp sieben Millionen Kraftfahrzeuge waren damals erfasst, zum Vergleich: am 1. Januar 2017 waren es 62,6 Millionen. Obwohl es heute viel mehr Fahrzeuge gibt, hat sich die Zahl der im Verkehr Getöteten seit den 1970er Jahren deutlich reduziert, was auch der Einführung des Punktesystems für Verkehrsverstöße im Jahr 1974 zugeschrieben wird. Seit der Reform 2014 hat die Sünderkartei einen neuen Namen: „Fahreignungsregister“, um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass der wesentliche Zweck die Bewertung der Fahreignung ist. Es werden nur noch unmittelbar verkehrsgefährdende Regelbrüche mit Punkten belegt. Was 1958 mit Hängeregistern begann, ist heute zu 77 Prozent digitalisiert, ab Mai 2019 soll das Fahreignungsregister vollautomatisiert geführt werden.

Von den zum 1. Januar 2017 37,5 Millionen Führerscheininhabern sind rund 10 Millionen in Flensburg registriert – aufgrund der reformierten Tilgungsfristen derzeit etwas mehr als sonst. Im Schnitt hat etwa jeder vierte Autofahrer ein Datenblatt in der Sünderkartei (8,5 bis 9 Millionen Personen). Was auf den eigenen Namen eingetragen ist, kann man kostenlos abfragen. Den überwiegenden der Verkehrsverstöße begehen übrigens Männer: Nur ein Viertel der registrierten Personen sind Frauen.

Text: Hanne Schweitzer/SP-X
Fotos: KBA

Nach oben scrollen