Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wie heißt es so schön im (Motor)Sport: Nach der Saison ist vor der Saison. Am vergangenen Wochenende sind die letzten beiden Entscheidungen in den großen FIA-Rennserien gefallen: Der Brite Lewis Hamilton krönte sich nach einem chaotischen Rennen in Mexiko trotz zeitweiser Überrundung (!) zum vierten Male als Formel-1-Weltmeister.

Und der Franzose Sébastien Ogier unterstrich seine fahrerische Ausnahmeklasse, stellte unter Beweis, dass er nicht nur mit der Power des großen Volkswagen-Konzerns im Rücken den anderen um die Ohren fahren kann. Im Privatteam („M-Sport“) des Briten Malcolm Wilson sicherte sich der Mann aus Gap in Südfrankreich im Ford Fiesta WRC den Titel des Rallye-Weltmeisters und wurde damit sein eigener Nachfolger.

Nicht erst, wenn die Titelträger feststehen, reifen in den Konzernzentralen und bei den Teams die Pläne und Entscheidungen für die kommende Saison und die Ausrichtung für die nächsten Jahre. Mercedes, die sich in der sogenannten „Königsklasse“ schon frühzeitig den Titel in der Konstrukteurs-Wertung vor Ferrari sicherten, werden trotz immer mal wieder leise geäußerter interner Kritik am Image-bildenden globalen F1-Zirkus festhalten.

Wer 2018 in welchem Auto, mit welchen Motoren fahren wird, darüber entscheiden aber vielfach private Mitgiften. Oft sitzen nicht nur die besten, sondern die protegiertesten Piloten in einem solchen Renner der Extraklasse. Der Kanadier Lance Stroll, im „Zweitberuf“ Sohn eines schwerreichen Industrie-Milliardärs, ist beredtes Beispiel dafür. Da wird in den Wintermonaten viel Geld hin und her geschoben werden, bis die Paarungen für 2018 in einem Wettbewerb, der von den drei Ausnahme-Teams Mercedes-Benz, Ferrari und Red Bull dominiert wird, fest stehen.

Viele Vorstände in den Konzernzentralen aber sehen in einer neuen, aufblühenden Serie ihre Zukunft und die Möglichkeit, ihr umweltpolitisches Sendungsbewusstsein medial großflächig zu vermarkten. Die „Formel E“, eine Art Formel 1 mit Elektro-Autos, zieht immer mehr Interessenten und Hersteller an. Zum einen, weil sie sich fortschrittlich und zukunftsorientiert gibt. Aber auch, weil der finanzielle Aufwand für einen weltweiten Rennzirkus erheblich geringer ist.

Vor wenigen Tagen wurde jetzt bekannt, dass mit Beginn der Saison 2018/2019 auch Nissan als erster japanischer Hersteller an der vollelektrischen Rennserie teilnehmen wird. Was nicht unbedingt verwundert: Denn mit dem vor sieben Jahren eingeführten Leaf und über 280.000 verkauften Einheiten stellt die Marke das meistverkaufte Elektroauto der Welt.

Da ist es nur allzu verständlich, dass man in diesem Umfeld jetzt auch seine Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen will. An Ressourcen wird es zudem nicht mangeln, weil stattdessen Allianzpartner Renault in der Serie Platz macht für den japanischen Bruder.

Und was tut sich noch im sogenannten „kleinen“ Motorsport? Ein Ereignis fehlt noch, liebe Leserinnen und Leser, auf das ich mich in jedem Jahr als „Rausschmeißer“ aus der Saison ganz besonders freue: Die „Rallye Köln–Ahrweiler“ ist die einzige Wettfahrt mit Oldtimer-Fahrzeugen unter Wettbewerbs-Bedingungen. Das ist die sprichwörtliche „Reise in die Vergangenheit“ und gleichzeitig die Auseinandersetzung in den Ergebnislisten als einzigartiges Gemeinschaftsprojekt. Nirgendwo sonst sind Racing und Retro so nah beieinander wie bei der „Köln–Ahrweiler“ am 10. und 11. November.

Aber das wird dann ein anderes Thema bei uns sein.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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