Tiefenentspannt: Das Adjektiv kam mir beim Durchhören von Give More Love in den Sinn. Außergewöhnlich? Allerdings. Es gab Zeiten, da hätte das Wort zu Ringo Starr gepasst wie ein T-Bone-Steak zum überzeugten Veganer.
Richard Starkey alias Ringo Starr: Der ewige Beatles-Clown, Schlagzeuger der Fab Four (will heißen: längst nicht so wichtig wie Lennon/McCartney und damit Schicksalsgenosse von George Harrison), derjenige, der dann und wann mal einen Song beiträgt … leicht hat er es nicht gehabt damals. Und seine ersten Soloprojekte in den Siebzigern sind bei Kritikern allenfalls mit vorsichtig dosiertem Wohlwollen weggekommen.
Vorbei, vergessen, Schnee von yesterday, um es dann doch mal mit dem vielleicht bekanntesten Beatles-Song zu sagen. Paul McCartney, neben Ringo der einzige noch lebende Beatle, hat hörbar vergnügt mitgewirkt, und auch die sonstige Gästeliste liest sich wie ein Who is who der Meilensteine des Rock: Sie verzeichnet u.a. Joe Walsh Peter Frampton, Richard Marx, Dave Stewart, Steve Lukather und Edgar Winter.
Zu Anfang verkünden sie sinngemäß fröhlich, dass sie wieder da sind. Und beweisen es mit sämtlichen Tracks. Auch mit einer Aufnahme, die von sage und schreibe 1981 datiert, in Ringos Orbit untergegangen war und nun – zu Recht – Gehör finden wird. Give More Love sprudelt sicher nicht vor Innovationen, was umgekehrt aber auch heißt: sie bietet soliden Rock.
Gut fünfzig Jahre ist Ringo Starr im Geschäft, jüngst 77 geworden, dabei sichtbar und hörbar fitter denn je. Und macht mit seinem 19. Studioalbum musikalisch so manchem was vor, der sein Enkel sein könnte.
Manche unken schon in den Medien, dies könne Ringos Abschiedsalbum sein. Er selbst denkt nicht ans Aufhören, hat er kürzlich klar gesagt. Die Chancen stehen also gut, dass er die 20 vollmachen wird. Und vielleicht noch weiter.
Ringo Starr: Give More Love (Universal).