Der D-Max ist im Testfuhrpark ein gern gesehener Gast. Neben allen anderen Pickups, die sich auf dem deutschen Markt tummeln und zunehmend ihre Zulassungsstatistik verbessern, macht sich auch der D-Max auf zu neuen Höhen. Als wir an dieser Stelle vor fünf Jahren den Vorgänger testeten, waren wir auf einem Exemplar mit 2,5 Litern Hubraum und 163 PS bei 400 Newtonmetern Drehmoment unterwegs. Dieses Triebwerk sprach spontan an mit seiner – damals – 5-Gang Automatik und schob die ganze Fuhre mit Mann und Maus ganz schön mächtig nach vorne (www.kues.de 22.11.2012).
2014 pilotierten wir einen 5-Gang-Automaten mit gleichen technischen Daten, ersparten ihm aber nicht die ganz harten Prüfungen bei einer italienisch-französischen Alpendurchquerung, oft in der Reduktion und in Stein und Schotter. Das machte der D-Max damals mit Grandezza und locker aus seinen 4 Pötten (www.kues.de 12.09.2014). Die Abgasgesetze verschärften sich in der Folgezeit und auch die Pickup-Szene musste gegensteuern, um die Euro-6-Norm bewilligt zu bekommen. Es gibt schließlich viele Wege, die nach Rom führen und so bot nahezu jeder Hersteller andere technische (und chemische) Lösungen an. Isuzu beschritt einen anderen Weg und minimierte erstmal den Hubraum um 600 Kubikzentimeter, also etwa ein Viertel. Downsizing nennen das die Ingenieure, ist aber oftmals auch mit einer Reduktion der Zylinderzahl verbunden. Genau diesen Schritt ist Isuzu gottlob nicht auch noch gegangen. Und so bestätigte unser Testproband, – in Maßen wohlgemerkt! – das alte Motorenbauer-Credo Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, als durch noch mehr Hubraum, schließlich fehlen zum Vorgänger-Motor auch 40 Newtonmeter Drehmoment. Warum jedoch beim Runterdrücken des Gaspedals zwar die Drehzahl hochschnellt, aber nicht unmittelbar auch Leistung in Vortrieb umgesetzt wird, blieb dem Chronisten verborgen. Da kommt der Einskommaneuner-Triebling etwas arg behutsam aus den Puschen. Wir ersparten ihm stressige Alpenfahrten und fieses Steingerödel, lotsten ihn überwiegend auf Bundes-, Landes- und schnellen Autostraßen bergauf und bergab durchs Land. Einmal in einer Waldszene vermerkten wir mit Freude die enorme Bodenfreiheit von 28 Zentimetern, die die tiefe Furt leicht durchquerbar machten. Isuzu hat mit dem brandneuen D-Max einiges geschafft und bewirkt, was ihm für die Zulassungsstatistik ein gutes Renommee verleiht: Der Innenraum ist richtig gut aufgeräumt, das Kontrollinstrumentarium ist umfangreich und gut ablesbar. Die Klimaautomatik ist von hoher Wirksamkeit geprägt, nur der ganze Armaturenträger aus recht hartem Plastik könnte etwas liebevoller materialisiert sein. Alle Bedienungsorgane liegen gut für Auge, Hand und Fuß.
Die in unserem Modell vorhandene elektrische Sitzverstellung lässt keine Detailwünsche aufkommen. Vier Nasen sitzen richtig komfortabel, eine fünfte Person darf sich im Fond dazu gesellen, lebt aber dann nicht mehr ganz so prunkvoll wie die anderen. Aktive und passive Sicherheit sind für die heutige Pickup-Generation vorbildlich. Im Fahrbetrieb selbst zeigt sich das reduzierte Triebwerk als brav, vielleicht etwas zu brav. Es lässt sich Zeit und die Wandlersensorik neigt nicht zu hektischem Hin- und Hergeswitche wie bei anderen Automaten. An langen Autobahnsteigungen bleibt die lang ausgelegte sechste Fahrstufe auch lange in Betrieb, bis sich die fünfte Welle bereit macht. Da ist das Getriebe eindeutig auf Spritsparmodus hin konstruiert. Da unser Testexemplar mit einem verschließbarem Rollo die Ladefläche wasser-, staub und diebstahlsicher machte, konnten wir das mitgeführte Gepäck getrost dort belassen. Ein praktisches und gesundheitsförderndes Detail hier: um blau-grüne Druckstellen auf den Oberschenkeln hinkünftig zu vermeiden, hat Isuzu der Heckklappe einen hydraulischen Dämpfer angedeihen lassen, der beim Öffnen einen schmerzhaften Aufprall auf die Geh-Organe verhindert.
Ob die Voll-Lederausstattung der Weisheit letzter Schluss ist, mögen jene erfahren, die dieses Sonderangebot bevorzugen: in der Sonne geparkt, wurden die Fauteuils derart heiß, dass wir ein Stück Textil unter unseren Südpol klemmten. Ein textiler Bezug, der serienmäßig offeriert wird, dürfte da die, zumindest im Sommer, humanere Lösung sein. Das ändert aber nichts am gesamthaft lobenswerten Auftritt des neuen D-Max, der sich im Fahrbetrieb als sehr Pkw-like geoutet hat. Und damit kommen wir auf unsere Titelzeile zurück. Nein, es sollte nicht weniger sein, wobei wir den Hubraum meinen. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3 Tonnen, zu denen sich noch weitere 3,5 Tonnen Anhängelast addieren dürfen, wird der Motor in Golfgröße ein nicht ganz leichtes Leben haben. Gut, Isuzu kommt ohne Chemie aus, um die Euro 6 zu knacken, aber eine wieder etwas opulentere Hubraumalternative wäre dennoch ein feines Zusatzangebot. Single Cab, Space Cab und Double Cab sind die Modellnamen zu denen sich die Ausstattungsvarianten Basic, Custom und Premium gesellen. Gute Auswahl also. Preislich geht es los bei 22.500 für den Fronttriebler und 25.450 Euro für den 4×4-D-Max. Ende der Kostenliste ist dann die Premium- Ausgabe, die mit 38.450 Euro (inkl. 6-Gang-Automatik) zur Kasse bittet. Und das Zubehörangebot ist je nach Einsatzzwecken sinnvoll und variantenreich. Somit zeigen sich auch die Preise als sehr ausgewogen und liegen durchweg unter denen der Mitbewerber. Als Verbrauch über die gesamte Testzeit ermittelten wir 8,52 Liter Leichtöl auf 100 Kilometer Wegstrecke, ein Wert, der in diesem Segment heute guter Durchschnitt ist. Wir hätten den D-Max auch gerne länger im Fuhrpark gehabt, denn er ist ein durchaus angenehmer Zeitgenosse.
Text und Bilder: Frank Nüssel