Vom Sprit-Fassen in der Apotheke oder Drogerie über erste Tankstellen mit Handpumpe bis zu den heutigen elektronisch gesteuerten Tank-Terminals: das ist die lange und spannende Geschichte der Kraftstoffversorgung für Bürger und Handel in Deutschland. Ein penibel recherchiertes Werk, teils mit Augenzwinkern, aber stets mit Fakten belegt, lädt zum Schmökern ein.
In die ausgiebigen Textpassagen sind etwa 160 Fotos integriert, beginnend ab dem ersten Tanken von Berta Benz ausgangs des 19. Jahrhunderts bis heute, wo neben den üblichen flüssigen Kraftstoffen auch Auto- und Erdgas sowie Elektrizität aufgenommen werden können. Was sich früher Tankwart nannte und ausgiebigen Service vom Scheibenreinigen über Öl- und Luftdruckkontrolle beinhaltete, wird heute von einem Tankstellenmanager, der überwiegend an der Kasse steht, abgelöst. Schließlich ist die automobile Elektronik soweit, dass sie Reifendruckverlust und Ölmangel via Display an den Fahrer meldet. Autor Vieweg nennt auch die erste Tankstelle in Deutschland von 1923. Da die Automobilisierung alleine in Deutschland im Laufe der Jahrzehnte enorm zunahm, stieg auch die Zahl der Tankstellen bis 1970 auf etwa 46.000. Personalkosten, Mieten und andere Nebenkosten ließen das Tankstellennetz bis heute auf etwa 14.500 Zapfstellen schrumpfen, bei weiter abnehmender Tendenz. Dass der Service dabei nahezu endgültig auf der Strecke geblieben ist, darf als Kollateralschaden hingenommen werden. Und ein Überleben ist eigentlich nur noch mit dem Verkauf von Lebensmitteln, Blumen, Zeitschriften, Rauchwaren und Getränken sowie dem Betreiben von Waschanlagen möglich. Technischer Service wird mittels Reifenkauf- und -Wechsel sowie mit Inspektionen separat offeriert.
Die Geschichte der Tankstellen in Deutschland: ein spannendes Werk, unterhaltsam und fein bebildert. Nur das Cover- Foto wirft den Leser in die 60er Jahre zurück, da wäre ein Bild aus der Neuzeit neben der Aktualität vielleicht sogar verkaufsfördernder…
Christof Vieweg: Volltanken bitte; 29,90 Euro.
Bezugsquelle:www.editionsternzeit.de
Text: Frank Nüssel