Automobile, die das Haus Alfa Romeo (Anonima Lombarda Fabbrica Automobili) seit dem Jahr 1910 der Welt bescherte, waren immer mehr als reine Fortbewegungsmittel gewesen. Mit kaum einer anderen Marke verbindet man so viel an Emotionen, an Tradition, an große Namen, historische Begebenheiten wie an die Fahrzeuge, die einst aus dem Mailänder Stadtteil Portello heraus ihre Fahrt in die Automobil-Geschichte aufnahmen. Nicht nur die großartigen lombardischen Schöpfungen trugen einen Namen, auch ihre Freunde und Bewunderer wurden dergestalt ausgestattet: Ein „Alfista“ (Plural Alfisti) zu sein, kam einem Ritterschlag zwischen Chrom, Lack, Leder und verbranntem Gummi auf der Rennstrecke gleich. Die Marke, ja die die Aura Alfa Romeo, stand wie nur wenige für sportliche Attribute schlechthin.
Den einen oder anderen mag daher ein leichtes nervöses Magenleiden befallen haben, als es hieß, das Haus wolle sich jetzt auch mit einem SUV am Konzert der Softroader mit hohem bequemen Einstieg, komfortabler Rundumsicht und allerlei Komfort-Elementen beteiligen. Alfa Romeo und der Stelvio (die italienische Verballhornung des höchsten italienischen Alpenpasses, des Stilfser Jochs): musste das sein? Konnte das sein? Oder aber anders rum: Warum eigentlich erst jetzt: Viele Fragen taten sich auf um ein solches Fahrzeug aus einer Renn- und Sportwagenschmiede.
Nach Fahrten durch Tiroler Täler und Bergpässe darf dem Stelvio bescheinigt werden: Ja, das ist ein SUV, aber das ist auch ein Alfa. Das ist nicht Erdbeer-Torte mit Flüssigwürze obendrauf. Nicht saurer Hering mit Sprühsahne. Alfa Romeo und der Stelvio: das passt. Und warum?
Zum einen, weil die Optik des Stelvio die unverkennbaren Alfa-Gene offenbart: SUV und / oder Crossover ja. Aber ein Auftritt, der Dynamik, Sportlichkeit, wohltuende Aggressivität, aber keine Rabauken-Attitüde am Blechkleid suggeriert. Hier sind die praktischen Anforderungen, die man an ein solches Fahrzeug stellt (hohe Sitzposition, viel Platz, wuchtige Proportionen) mit der Seele des Herstellers in Einklang gebracht worden. Keine Frage: Der Stelvio, das ist der Alfa Romeo unter den SUVs dieser Welt, basierend auf der Giulia-Plattform. Sein serienmäßiger Allradantrieb kann bis zu 100 Prozent der Kraft den Hinterrädern zur Verfügung stellen. Die agile Fahrweise trägt dem Anspruch des Hauses Alfa Romeo Rechnung.Und: Design-Elemente a la Alfa Romeo findet man auch im Innenraum: Da sind vor allem jene gewohnten tiefen beiden Röhren zu nennen, in denen sich die Rundinstrumente Tourenzähler und Tacho befinden. Das ist Alfa-typisch. Hochwertige Materialien, die viele Ablage-Möglichkeiten offenbaren, tragen zum italienischen Ambiente bei. An Platz für Personen und zu beförderndem Material (Kofferraum bis zu 525 Meter) mangelt es ohnehin nicht.
Aktuell stehen ein Zweiliter-Turbobenziner (280 PS) und ein 2,2 Liter großer Diesel mit 210 PS und Achtgangautomatik an, weitere Motoren sollen folgen (vgl. www.kues.de vom 14. März 2017). Und das Top-Modell „Stelvio GV“ soll gleichsam eine Alfa-Hommage an die eigenen Wurzeln werden – mit 510 PS starkem Sechszylinder-Turbo.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Alfa Romeo