Lieber Leserin!
Lieber Leser!

Ein möglichst schnelles Auto sein eigen zu nennen, ist für manche Menschen ein elementares Grundbedürfnis. Viele, und beileibe nicht nur jüngere Zeitgenossen, identifizieren sich über die unbändige Kraft und die dadurch erzeugte (Höchst-)Geschwindigkeit ihres Alltags-Boliden. Sage mir, was Du fährst und ich sage Dir, was Du bist.

Oft aber ist es auch ein ganz profaner Grund, der den Besitzer eines flotten Flitzers froh macht, dass er keine „lahme Ente“ sein eigen nennt. So erging es am vergangenen Wochenende einem jungen Fußballer aus einer Kreisliga im bayerischen Straubing. Im Spielberichtsbogen der A-Klassen-Partie zwischen dem FC Straubing und dem FC Straßkirchen war vermerkt, dass der Spieler Attila Kosa in der Halbzeit ausgewechselt wurde, in der 84. Minute, also sechs Minuten vor dem regulären Partieende, wieder eingewechselt wurde.

Als Grund für die ungewöhnliche Tatsache, dass der Spieler zur Pause aus der Partie genommen, für die letzten sechs Minuten (wohl plus Nachspielzeit) wieder eingesetzt worden war, wurde angegeben, er habe in der Halbzeitpause eine Nachricht auf seinem Handy erhalten, dass er sofort zu einer dringenden Wohnungsbesichtigung kommen müsse. Anderenfalls sei die Wohnung an einen anderen Interessenten vergeben. Im Live-Ticker des Fußball-Portals fupa.net stand in der 84. Minute zu lesen: „Kosa Attila ist wieder zurück und wird wieder eingewechselt, nachdem er in der zweiten Halbzeit einen wichtigen Termin wegen einer Wohnungsbesichtigung hatte.“

Seinem Heimatblatt gegenüber vertraute der Spieler nach der Partie, befragt wegen des ungewöhnlichen Grundes für eine Aus- und Einwechslung im Vertrauen an, dass er schon eine „flotte Karre“ sein eigen nenne. Denn sonst hätte er unmöglich nicht noch einmal rechtzeitig vor dem Ende der Begegnung da sein können. Ob der stolze Besitzer einer „flotten Karre“ denn nun auch die Wohnung bekommen hat, ergibt sich übrigens weder aus dem Liveticker von fupa.net, noch aus dem Bericht seiner Heimatzeitung.

Und auf den Ausgang der Partie in der A-Klasse Straubing hatte seine erneute Einwechslung auch keinen großen Einfluss mehr. Das Spiel endete 2:2. So stand es übrigens auch schon zur Halbzeit. Doch egal, wie die höchst ungewöhnliche Geschichte auch ausgegangen sein mag: Der Betroffene war jedenfalls froh, dass er in dieser brenzligen Angelegenheit auf seinen offensichtlich PS-starken fahrbaren Untersatz hatte zurückgreifen können. Und das ist zumindest einen Punkt für das Selbstbewusstsein wert.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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