Buchtipp – Biermann: Warte nicht auf bess’re Zeiten

Beitragsbild
Foto 1

Nein, auf bessere Zeiten hat er nie gewaret. Darauf gehofft hat er schon, und das tut er sicher bis heute. Das mag erklären, warum Wolf Biermann als der Inbegriff des unbequemen Dichters gelten kann.

Seine Ausbürgerung aus der DDR hat überall im damals – 1976 – noch geteilten Deutschland Schlagzeilen gemacht. Manche Anfeindung musste er sich anhören, weil er sich danach nicht einfach einrichtete, sondern einmischte. Es ist nicht vermessen, ihm am Mauerfall, knapp 15 Jahre später, einen Verdienst einzuräumen. Zum 25. Jahrestag dieses Mauerfalls trat er im Bundestag auf, mit Gitarre, leise im Ton, klar und auch scharf im Wortlaut.

Das umfangreiche Personenregister zeugt davon, dass Wolf Biermann, jüngst 80 geworden, eine öffentliche Person geblieben ist über Jahrzehnte. Der Mensch ist, sicher nicht ungewollt, oft genug hinter der öffentlichen Person zurückgetreten. In seiner Autobiographie macht Biermann selbst diesen Menschen deutlich, einen, dem auch zartfühlende Äußerungen alles andere als fremd sind. Sein Gedicht zum Tode Rudi Dutschkes 1979 erscheint mit dieser Autobiographie zugleich wie eine Selbstbeschreibung: Sanft war er, ein bisschen zu sanft, wie alle echten Radikalen. Man kann, ja muss über ihn geteilter Meinung sein – die Auseinandersetzung mit dem, was Wolf Biermann zu sagen hat, lohnt in jedem Fall.

Wolf Biermann: Warte nicht auf bess're Zeiten. Propyläen Verlag; 28 Euro.

Scroll to Top