Auf Sébastien Ogier lagen beim WRC Saison-Opener, der Rallye Monte Carlo, hohe Erwartungen. Würde der letztjährige Weltmeister auf dem brandneuen M-Sport Fiesta an die Erfolge mit VW anknüpfen können?
Kurz gesagt, er konnte. Denn am Sonntagabend stand das Duo Ogier/Ingrassia nach einer sehr verschneiten Rallye auf dem obersten Platz des Treppchens. Zudem wäre es Teamkollegen Ott Tänak beinahe gelungen, den zweiten Platz zu erreichen. Elektronikprobleme in der letzten Wertungsprüfung warfen ihn zurück, doch schaffte er es noch, Platz 3 ins Ziel zu retten. Toyotas Comeback in die WRC kann ebenfalls als gelungen betrachtet werden. Im Yaris WRC konnte Jari-Matti Latvala den zweiten Platz sichern.
Für Ogier war es alles andere als ein sicherer Sieg. Neben einigen technischen Problemchen und einem Abflug von der Strecke, war es besonders Thierry Neuville, der den Weltmeister gehörig unter Druck setzte. Neuville ging zu Beginn der Rallye mit seinem Hyundai i20 in Führung und fuhr danach fünf Wertungsprüfungen mit Bestzeit ein. Die knappe Minute Vorsprung des Belgiers vor Ogier war allerdings nach einem Crash am Samstagnachmittag mehr als hinfällig. Die dabei beschädigte Hinterradrad-Aufhängung wurde von Neuville notdürftig selbst repariert. Allerdings betrug der Zeitverlust über eine halbe Stunde und am Ende war nur noch der unverdiente 15. Platz drin. Dennoch zeigte Neuville, dass er voll konkurrenzfähig und ein heißer Aspirant für den WM-Titel ist.
Eine große Tragödie spielte sich bereits am Donnerstagabend bei der ersten Etappe der Rallye ab. Neuvilles Teamkollege Hayden Paddon verlor die Kontrolle über seinen Wagen, nachdem er Kontakt mit einem Felsen hatte. Das Auto überschlug sich und traf unglücklich einen Zuschauer. Dieser verstarb aufgrund seiner Verletzungen in der Nacht im Krankenhaus. Paddon zeigte sich tief bestürzt und sagte aus Respekt die Teilnahme an der restlichen Rallye ab.
Andreas Mikkelsen, der nach dem Ausstieg seines ehemaligen Teams VW kein neues WRC-Cockpit finden konnte, startete bei der Monte für Škoda in der WRC2-Klasse. Dass er als dritter der WRC-WM im letzten Jahr nicht gerade langsam unterwegs sein würde, bewahrheitete sich voll und ganz. Mikkelsen dominierte und fuhr einen ungefährdeten Sieg ein. Der ebenfalls in der WRC2-Klasse als Privatfahrer gestartete Deutsche Armin Kremer fuhr enttäuscht nach der ersten Etappe nach Hause. Freitags flog er von der Piste ab, was allerdings kaum Schäden am Auto hinterließ. Jedoch bereitete die Bergung in der verschneiten Landschaft Probleme. Kremer gab auf und stellte sogar seine weitere Teilnahme an der Rallye-WM in Frage. Er kritisiert die Übermacht der Werksteams, die hohen Startgebühren und die kaum vorhandene Medienpräsenz der Privaten. Wie es weiter geht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Für das Ford M-Sport Team war die Rallye Monte Carlo ein toller Erfolg. Ogier bewies, dass er auch ohne den VW Polo WRC siegen kann, aber die Neuvilles und Latvalas sitzen ihm im Nacken. Der Prolog der WM hat gezeigt, dass die Mutmaßungen stimmen. DIE WRC-Saison 2017 wird eine spannende werden …
Text: Max Schneider
Fotos: Hersteller