Heidi Hetzer: Namibia – ein bisschen wie DeutschlandEin dickes Dankeschön an die Werkstatt – eingepackt in einen mindestens ebenso dicken Scheck für die Reparaturen – und Hudo läuft wieder. Ist Hudo gesund, freut sich der Mensch (die Heidi).
Unternehmungslustig wie eh und je – beziehungsweise sogar noch viel besser nach all den Entbehrungen der letzten Wochen – sitzt Heidi Hetzer wieder auf dem Fahrersitz und chauffiert ihren Hudson namens Hudo durch Namibia.Hier scheint alles so deutsch und so vertraut, die Namen der Städte wie Windhuk, Aus, Kolmanskuppe oder Lüderitz. Nicht nur deswegen, weil ein Kamerateam des Norddeutschen Rundfunks hier im südafrikanischen Namibia einen weiteren Dokumentarfilm über Heidis Weltreise gedreht hat (Sendezeit: voraussichtlich im Frühjahr 2017). In ganz Namibia gibt es auch heute noch viele Namen, die auf die deutsche Kolonialherrschaft hinweisen. Den Grundstein für die Kolonialisierung legte 1883 der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz. Es sind nicht nur angenehme Geschichten, die an die damalige Machtübernahme der Deutschen erinnern…
Trotz dieser sicherlich schmerzlichen Erinnerungen sind die Menschen Namibias sehr freundlich Fremden gegenüber, vor allem, wenn sie aus Deutschland kommen. Und das sind nicht wenige, denn fast auf Schritt und Tritt begegnet Heidi Hetzer ihren Landsleuten im Süden Afrikas, die sich auf Erkundigungsreisen befinden.Anfang November haben Freunde ihr in Kapstadt ein herzliches Farewell-Dinner bereitet und sie im berühmten Table Bay-Hotel zum Essen eingeladen. Dann ging es auf die Reise nach Norden. Nach langer Zeit übernachtete sie zum ersten Mal wieder in ihrem Zelt. Es war kuschelig warm und vor allem: Hudo war direkt nebenan. Er machte ihr aber doch ein wenig Sorgen, denn Hudo war undicht. Er verlor 5 Liter Öl auf 150 Kilometern Fahrt. Das musste beobachtet werden.
Dann ging es kilometerlang geradeaus auf der N7 nach Namibia. In ihrem zweiten Nachtlager auf einem Zeltplatz traf sie ein Ehepaar, das sie in ihre Lodge eingeladen hat. Das genau meinten wir, als wir Heidi Hetzer als ganz besonders kommunikativ beschrieben haben. Kontakte bekommt man, wenn man auf die Leute zugeht. Oder man ist so prominent wie Heidi und die Menschen sprechen sie an. So oder so – ihre offene und herzliche Art lassen sofort Sympathie-Funken überspringen. Ist es da eine Frage, ob sie Einladungen solcher Art ausschlägt? Nein, bestimmt nicht. Ohnehin ist sie ja nicht mehr exakt auf der Route ihres großen Vorbildes Clärenore Stinnes. Und die eingeplanten zwei Jahre sind auch schon vorbei. Also nahm Heidi Hetzer die Einladung auf deren Lodge gerne an.Ihre neuen Freunde sind schon einmal vorausgefahren und haben ihr den Weg beschrieben. Naja, jedenfalls so ungefähr. Denn Heidi Hetzer hatte einen Schotterabzweig verpasst. Bis sie das gemerkt hatte und umdrehen musste, war sie schon ein wenig unwirsch. Sie hatte noch nichts gegessen, geschweige denn etwas getrunken. Als sie schließlich in der Lodge ankam, fiel sie nur noch hundemüde ins Bett.
Morgen ist ein anderer Tag, und als Heidi wach wurde, konnte sie nur noch staunen über die wunderschöne Gegend und dieses traumhafte Hotel. Am 12. November traf das Kamerateam des NDR in Windhuk ein. Was immer wir uns von Windhuk vorstellen: Es ist die Hauptstadt Namibias und hatte bei der letzten Zählung 2011 schon 2,1 Millionen Einwohner. Kleine Notiz am Rande: Der Name Namibia kommt von der Wüste Namib, die sich über weite Flächen des Landes ausbreitet.Von Windhuk sind die drei H (Heidi Hetzer und Hudo) sowie das NDR-Team nach Aus an die Atlantikküste gefahren. Allerdings hatte Heidi Hetzer immer noch keine namibische Flagge am Auto. Es ärgerte sie, aber nur ein bisschen, denn sie wollte doch von jedem Land die Landesflagge an Hudo's rechtem Kotflügel anbringen. Im Vorbeifahren hatte sie keine gefunden, aber lange danach zu suchen ist ihr Ding nicht.Sie besuchten die verlassene Goldgräberstadt Kolmanskuppe, die um 1900 herum eine reiche Diamantenstadt war und deren prachtvolle Häuser heute zu Ruinen verkommen sind.
Es gibt viele Wildpferde in dieser Gegend. Tiere, die es gelernt haben, in dieser kargen Gegend und in den Sandstürmen zu überleben. Der Sand ist übrigens rot, weil die Erde sehr eisenhaltig ist.Überhaupt ließ die reiche Tierwelt Heidi Hetzer ganz melancholisch werden, und sie musste dabei an ihre eigene Kindheit denken, als sie eine steinalte Schildkröte auf ihren Schoß nahm.Mitte November schließlich waren der NDR, Heidi und Hudo wieder raus aus der Kalahari-Wüste, und die Kameraleute flogen zurück nach Hamburg. Aus 37 Grad Wärme in die kalte Heimat. Heidi und Hudo nahmen die 800 Kilometer von Lüderitz nach Windhuk unter die Räder. Hudo hat richtig Leistung gezeigt. Wenn Heidi nicht über 80 km/h fährt und Hudo genug zu trinken bekommt, macht er sich sehr gut.
Per Internet ist Heidi Hetzer natürlich immer auf dem neuesten Stand, was daheim passiert. Für einige Momente hielt sie inne, denn sie hat erfahren, dass ein guter Freund gestorben war.
Wenn ich heimkomme, muss ich zuerst mal auf einige Friedhöfe gehen, sagte sie wehmütig.
Doch dann war sie wieder in der Gegenwart, in Namibia. Inzwischen hatte sie eine namibische Flagge gefunden und am Auto montiert. Die Sorge war jetzt also vom Tisch. Das nächste Problem: Wie wässere ich denn jetzt jede Nacht die Holzfelgen von Hudo? Es war sehr heiß und trocken, und da Holz ja etwas Lebendiges ist und arbeitet, musste sie sich etwas einfallen lassen: Sie hatte einen Wasserschlauch um alle vier Reifen gelegt, Schlitze reingeschnitten und so die Felgen die ganze Nacht bewässert. Man muss sich nur zu helfen wissen!
Gegen Ende des Monats November kam der große Regen nach Namibia. Alle freuten sich – nur Heidi nicht. Okay, sie braucht sich jetzt keine Gedanken mehr um die Holzfelgen zu machen, aber strahlender Sonnenschein ist ihr viel lieber.Von Windhuk aus schlug sie sich weiter in Richtung Osten. Es gab noch so viele Orte, so viele Sehenswürdigkeiten, so viele freundliche Menschen und so viele Tiere, dass sie gerne bleiben wollte. Aber der Visumtermin drückte: Am 18. Januar 2017 muss sie Südafrika verlassen haben.
Auf ihrem Weg wurde sie sehr oft von Polizisten angehalten, meistens aber nur, um Fotos zu machen. Oder um Polizistinnen ihren Pass zu zeigen: Was? Ist das Ihr wirkliches Alter? Und dabei sah sie in erstaunte große afrikanische Augenpaare.
Heute, am 30. November ist Heidi auf dem Weg nach Botswana. Vielleicht macht sie ja noch einen Abstecher zu den Viktoria-Wasserfällen. Wer weiß? Sie ist unter dem Sternzeichen Zwillinge geboren, und die entscheiden sich – mal so, mal so.
Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer