Noch gut ein Jahr muss sich der Toyota Hilux Pickup gedulden, um seinen 50. Geburtstag zu begehen. 1968 kam er zum ersten Mal auf den US-amerikanischen Markt, ein Jahr später nach Europa. (An dieser Stelle bereits in Kürze vorgestellt am 17.05. und am 14.09.2016 unter www.kues.de). Wir fuhren die nunmehr 8. Generation, hatten uns für die Double Cab- Variante in Verbindung mit einem 6-Gang-Automatikgetriebe entschieden, zumal dieses auch eine Schaltgasse für 6 manuelle Gangwechsel offeriert. Da sich nahezu alle Pickups dieser Welt in der Formgebung nur gering unterscheiden, suchten wir nach den eigentlichen Unterschieden zu den Mitbewerbern. Auffallend hoch ist die Bodenfreiheit, mit 29,7 cm die größte gar im Konzert der Konkurrenten: Mitsubishi L200 hat 20,5 cm, Nissan Navara 23,7, Ford Ranger 22,3 cm, Isuzu D- Max 27,5 und VW Amarok 20 cm. Mit der Bodenfreiheit einher geht auch die Schwellerhöhe/Einstiegshöhe, die entsprechend nochmals etliche Zentimeter über Normal Null liegt: Erste Hinweise auf ich kann auch grob und nix für Kurzbeinige. Der Hilux ist ob seiner Robustheit eben Spitzenreiter nicht nur auf der Welt, sondern auch in Europa, wo er einen satten Marktanteil von knapp unter 25 Prozent hält bei einem halben Dutzend Konkurrenten.
Hat sich der Chauffeur dann mithilfe zweier Innengriffe ins Fahrer-Fauteuil geschwungen, will er nicht mehr weichen. Sitzgröße, Form und Bezugmaterial sind dank der Gesamtüberarbeitung ebenfalls optimiert worden, heißt auch: richtig gute Seitenführung im Lenden- und Schulterbereich ohne gleich in Schalensitzen eingezwängt zu sein. Erster Rundumblick im Inneren besagt: Alles für Auge, Ohr und Hände an den richtigen Plätzen, weniger häufig genutzte Tasten und Schalter sind in die untere Hemisphäre gewandert, dennoch flink zu finden und zu bedienen. Nach wenigen Minuten ist man vertraut mit allen Funktionen. Das erleichtert den Job des Fahrers ungemein. Das Triebwerk. Toyota hat der 8. Generation des Hilux einen gänzlich neuen Motor spendiert. Der hat mit 2,4 Litern Hubraum zwar 100 Kubikzentimeter weniger als die bisherige Kraftquelle, weiß aber mit 150 PS und 400 Newtonmetern Drehmoment zu gefallen. Ursprüngliches Misstrauen gegenüber der 16-Ventilkonstruktion, die die Leistung erst aus ziemlich hohen Drehzahlen schöpft, hat sich zügig in Zuneigung gewandelt. Da die Test- und Messstrecke in ausgesucht anspruchvolle Routen führte (Ellwanger Berge, Limpurger Berge, Schwäbische Ostalb) mit ständigem Auf und Ab zwischen Höhen und regelrechten Canons von Jagst, Neckar und Kocher, blieb dem Motor und Getriebeautomat nichts erspart: Reinbremsen in die Spitzkehren, heraus beschleunigen bergauf bei bis zu 10 % Steigung, ellenlang. Dazwischen hurtige Autobahnfahrten mit leisem Geräuschniveau, was auch zum Einschalten der hochwertigen Radioanlage verführte. Das alles machte sogar richtig Freude, zumal das Fahrwerk sich äußerst human anfühlte.
Komfortabel und dennoch straff genug, keine spürbare Seitenneigungen. Es gibt zwei Schalter für die gewählte Betriebsart: ECO und POWER. Wir bewegten uns überwiegend im ökologischen Modus, was für den Alltag vollkommen genügt und in der Tat Diesel spart. Die Powertaste tätigten wir vor allem, wenn es aus alpenähnlichen Spitzkehren hoch hinauf in die Alb ging als Alternative zum manuellen Schaltmodus. Das Drehzahlniveau klettert leicht, die Kraft kommt direkter auf die zwei oder vier Antriebsräder, je nach Bedarf. Der Verbrauch steigt entsprechend etwas an. Insgesamt, nach 1.000 Kilometern Test- und Messfahrt, lagen wir mit einem Verbrauch von 9,1 Litern pro 100 Kilometer lediglich 1,3 Liter über dem Laborwert. Das ist durchaus eine Ansage und dürfte die Verbrauchswerte der Mitbewerber nach unten toppen. Gleich, ob man den neuen Toyota Hilux als Lademeister für alle möglichen (und unmöglichen) Materialien nutzt, als Lastentier mit einer Tonne Zuladung und 3,2 Tonnen Last am Haken gibt er eine ebenso gute Figur ab wie als Lifestyle-Gerät für Hobby und Sport. Wir würden ihn sogar zu einer Einladung ins Schloss mitnehmen. Das alles ist doch eine ganze Menge und sehr zeitgemäß, oder?
Text und Bilder: Frank Nüssel/ CineMot