Die Hautärztin Yael Adler, deren Buch Haut nah wir hier vor kurzem (07.09.2016) vorstellten, ist auch Ernährungsmedizinerin. Als solche unterscheidet sie zwischen Ernährung und Essen. Ersteres dient, so Adler, der Biochemie, Letzteres der Lust. Für dieses Wort in solchem Zusammenhang hat sie nach eigener Aussage von Kollegen dezente Schelte bezogen – die dieses Substantiv wohl eher speziell als umfassend verstanden.
Felix Klemme, Wissenschaftler wie Kollegin Adler, widmet sich in seinem Buch sowohl dem Essen als auch der Ernährung, wie oben definiert. Allzu viel Neues verrät er nicht, wenn man sich schon mal damit befasst hat, was man so täglich zu sich nimmt.
Aber: Dem, was man so jeden Tag einfährt, wird offenbar immer noch von vielen Zeitgenossen zu wenig Beachtung geschenkt. Und immer wieder kommen neue Industrieprodukte auf den Markt. Noch bunter, noch künstlicher – und, wenn's geht, noch billiger.
Wenn Felix Klemme also von natürlicher Ernährung schreibt, setzt er – logisch – vieles Alltägliche erstmal auf den Index. Fertigprodukte, Lightprodukte, um nur zwei Beispiele zu nennen. Stattdessen frische Ware frisch auf den Tisch, also auch Kleinigkeiten wie Kräuter, die zum Wohlgeschmnack beitragen. Auch Fleisch zählt er dazu – Klemme ist weder Vegetarier noch Veganer.
Im Rezeptteil belegt er, dass das, was so natürlich wie möglich ist, gar nicht so viel Zeit braucht, wie manche Menschen immer noch glauben. Ok, ein wenig mehr Aufwand als das Öffnen einer Dose Suppe braucht's schon, aber zeitintensives Zauberwerk ist das Kochen à la Klemme nicht. Fazit: Für die, die sich im Thema auskennen, eine schöne Erweiterung des Wissens. Für Ernährungs-Neulinge gibt's freilich echte Überraschungen. Und manche, so scheint es, kann man gar nicht oft genug betonen, darunter die Problematik der aus Sicht der Industrie so gut verwertbaren, für den Menschen aber schadhaften Transfette.
Felix Klemme: Natürlich essen. Das ganzheitliche Ernährungskonzept. Knaur Verlag; 19,99 Euro.