Der polnische Bushersteller Solaris aus Bolechowo bei Poznan feiert heuer seinen 20. Geburtstag. 1996 verließ der erste niederflurige Stadtbus das Werk. Im Unternehmen arbeiteten damals 36 Personen, gegenwärtig sind es 2.500. Im ersten Jahr des Firmenbestehens rollten 56 Fahrzeuge vom Band. Bis heute wurden insgesamt rund 14.000 Exemplare ausgeliefert – farbenfreudige und moderne Busse, O-Busse oder Straßenbahnen.
1996 bekam eine von Krzysztof und Solange Olszewski gegründete junge Gesellschaft Neoplan Polska den Zuschlag für die Lieferung von 72 Bussen nach Poznan. Bereits seit 1994 leitete der Ingenieur das Vertriebsbüro von Neoplan in Polen. Er war derjenige, der Niederflurbusse auf den polnischen Markt brachte. Dieser Markt war in den 1990er Jahren besonders auf Innovationen erpicht und entwickelte sich im Zeitraffertempo. In den nächsten fünf Jahren nach Beginn der Produktion des ersten Neoplan-Busses verlief alles sehr schnell. Neue Aufträge kamen aus ganz Polen und die Beschäftigung im jungen Unternehmen stieg fast um das Fünfzehnfache. Das Unternehmen eroberte den inländischen Busmarkt.
Bis 2001 verließen das Werk in Bolechowo beinahe 700 Fahrzeuge. Ende des 20. Jahrhunderts fertigten die Olszewskis ihren eigenen, modernen Bus. Sie entwickelten ein völlig neues Gerippe aus nichtrostendem Stahl, das den anspruchsvollen Straßen- und Klimabedingungen in Polen gerecht werden sollte. Mit der Premiere des Solaris Urbino im Jahr 1999 beschritt das Unternehmen den Weg eines verstärkten Wachstums. Der in Bolechowo entwickelte und gefertigte Bus erwies sich als Volltreffer und wurde schnell zu den am häufigsten gekauften Stadtbussen in Polen. In das neue Jahrtausend trat das Unternehmen bereits als Solaris Bus & Coach ein. Seitdem gehörte das Unternehmen vollständig der Familie Olszewski; das Werk in Bolechowo verließen nur Busse der Marke Solaris.
Während bis 2001 nur sieben in Bolechowo gefertigte Busse ins Ausland gingen, waren es Ende 2005 bereits über 1.000, die in 17 Ländern Europas fuhren. 2003 bekam Solaris einen Auftrag von den Berliner Verkehrsbetrieben BVG für 260 Busse. Seitdem rollen moderne Urbino auf Straßen größerer und kleinerer Städte in Westeuropa. Die Olszewskis erweiterten allmählich die Familie der niederflurigen Urbino. Solaris setzte auf Elektromobilität, indem es einen emissionsfreien Niederflur-Oberleitungsbus Trollino vorführte und mit der Produktion einer neuen umweltfreundlichen Antriebsart, den Erdgasantriebs (CNG) begann. 2006 zeigte Solaris seinen Hybridbus Solaris Urbino Hybrid.
Drei Jahre später sorgte Solaris für eine Sensation, als es seine erste Straßenbahn Tramino vorstellte. Bis 2011 waren die Urbino mit der charakteristischen asymmetrischen Frontscheibe auf 21 Märkten vertreten, auch in solchen exotischen Weltecken wie Dubai oder der Insel La Réunion bei Madagaskar.
In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität in Poznan bildet Solaris im Rahmen der dualen Studien Fachleute aus. Für die Fahrer seiner Busse organisiert es Schulungen. Das Werk in Bolechowo verließen bislang insgesamt mehr als 14.000 Busse und Straßenbahnen, die in mehr als 600 Städte fahren.
Text: Erwin HalentzFotos: Solaris