Liebe Leserin!
Lieber Leser!

\x09Eine bekannte Familie von mir ist seit vielen Jahren praktizierender Camping-Urlauber. Zwar haben die beiden erwachsenen Kinder das Elternhaus inzwischen verlassen, aber Vater und Mutter haben dem Wohnmobil auch im „reifen Alter“ noch längst nicht adieu gesagt. Im Gegenteil. Jetzt geht es erst richtig los, dachte ich bei mir, als ich zu Beginn dieser Woche die Vorbereitungen auf einen scheinbar längeren Urlaub mit Wohnmobil und dem dazu gehörigen Inventar in unserer Straße beobachtete.

Mit Stolz zeigte mir der (technisch nicht ganz unbedarfte) Familienvater, wie er denn sein mobiles Haus für die schönste Zeit des Jahres erweitern könnte: Vorzelt, ausfahrbare Teile am neuen Wohnmobil usw. Toll, was es da so alles gibt. Ziemlich interessiert und vielleicht auch schon ein wenig neidisch ließ ich mir alles erklären, weil ich derzeit selbst in der Findungsphase für ein solches Teil bin.

Beim Studium einer der interessanten Hintergrundsendungen zu Technikthemen in den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern erfuhr ich dann aber, dass Erweitern eines Wohnhauses und „aufpumpen“ desselben mit irgendwelchen Hilfsmitteln noch lange nicht das Gleiche sein muss. Und da wurde mir (vielleicht sollte ich besser sagen, uns) auch wieder einmal vor Augen geführt, wie klein doch derjenige Teil des Kosmos ist, in dem wir uns mit unseren Freuden, Ängsten, Ideen und Versuchen Tag für Tag herumschlagen.

Es ging grob gesagt um das Thema Raumfahrt. In der besagten Sendung wurde im Versuch gezeigt, wie das an der Internationalen Raumstation ISS angebrachte neue Wohnmodul im zweiten Versuch erfolgreich aufgeblasen worden ist. Ein amerikanischer Astronaut namens Jeffrey Williams pumpte zu diesem Zweck das „Beam“-Modul rund 400 Kilometer über der Erde mit Druckstößen über ein Ventil wie einen Ballon auf. Diese Prozedur dauerte insgesamt etwa sieben Stunden. Aufblasbare Module, so der Moderator, könnten in Zukunft als Wohnräume für Astronauten etwa auf dem Mond oder dem Mars dienen.

Hm, dachte ich bei mir: Das „“Aufblasen“ eines Wohnwagens oder Wohnmobils, also das zusätzliche Anbringen eines Vorzeltes oder einer zusätzlichen Mobileinheit bereitet uns, die wir so etwas ja nicht gerade tagtäglich machen, doch schon eines Kopfzerbrechen, bis wir endlich da sind, wo wir hin wollten. Und da oben, 400 Kilometer über unseren Köpfen, da pumpt ein Astronaut eine Raumstation auf wie unsereins vielleicht eine Luftmatratze für das Campingzelt. In sieben Stunden eine Raumstation erweitert.

Zugegeben, es wird mir wohl kaum noch vergönnt sein, einmal in einer Raumstation um unsere gute Mutter Erde zu reisen. Sie muss ja nicht mal aufgepumpt sein. Es kann ja auch eine von den ganzen „normalen Raumstationen“ sein. Aber so ein bisschen Attitüde von Camping im Weltraum hatte das Ganze schon.

Umso mehr freue ich mich auf mein irdisches kleines Wohnmobil, das in den nächsten Tagen fertig sein soll.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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