IAA 2015: Neue Zukunft mit IT für mehr Mobilität.

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Einen Parkplatz zu suchen, ist eine Sache. Eine andere ist, einen freien Platz zu finden. Und eine dritte Sache ist, das Fahrzeug zügig in 2 – 3 Schritten passgenau in die Lücke einzufädeln. Zugegeben, ein Akt, der bisweilen an die handwerkliche und psychische Grenze des Fahrers geht.

Vor gut 7 Jahren wurde ein automatisiertes Einparksystem eines japanischen Anbieters vorgestellt. Eine Reihe versteckter magischer Augen, also Sensoren, erfasste den Parkplatz, bremste das Fahrzeug ab und, ohne jegliches Zutun des Fahrers, rollte das Automobil zentimetergenau in die Lücke. Toll! Aus der Sicht von Ingenieuren ist das heute ein alter Hut. Viele Fahrzeuge haben das System bereits an Bord oder es lässt sich nachordern. Aber das wird dann wesentlich teurer, als wenn man direkt bestellt. Die heurige IAA geht nicht nur einen, sondern viele Schritte weiter, was Kommunikation und Mobilität angeht. Schilder-, Fußgänger- sowie Hinderniserkennung auf der Fahrbahn werden auf Bestellung bei so manchem Fahrzeug bereits eingebaut, dazu Fahrassistenzsysteme, die fehlerhaften Spurwechsel signalisieren, akustisch und mit Vibrationen im Fahrersitz, automatische Fernlichtanpassung mit Abblendautomatik und vieles mehr. So manches macht Sinn, anderes gilt als überflüssig. Dem Fahrer wird immer mehr Eigeninitiative abgenommen, die Konzentration lässt damit nach. Irgendwie hat der Fahrer den Eindruck, er werde Schritt für Schritt überflüssiger. Dazu passt auch die Entwicklung, der nachgerade in ist: Das Fahrzeug, das sich ohne Fahrerbeeinflussung durch den Verkehr bewegt. Hochtechnologie allenthalben. Die Vernetzung der Autos untereinander, die den Fahrern signalisiert, wo ganz aktuelle Blitz-Staus entstehen, ist auch schon weit fortgeschritten. Nur, was hilft's, wenn man schon mittendrin steckt? Fünf Themenfelder charakterisieren heuer die IAA: Connected Car, Automated Driving, E-Mobility, Urban Mobility und Mobilty Services. Ein enorm breit angelegtes Programm, das verpflichtet und den Takt vorgibt, wohin die Zukunft führen soll.

Dem Themenzyklus Car sharing wird ebenfalls eine Seminarreihe gewidmet sein, nur: Gerade in Deutschland ist die Resonanz ziemlich gering, der Deutsche teilt sein Auto nicht gerne mit anderen, gar Fremden. Andererseits und gleichzeitig soll der Mensch wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Ja, gute Leute und Messemacher, w i e denn, wenn ihm einerseits immer mehr Tätigkeiten und Entscheidungen abgenommen werden, er aber andererseits sich auf immer diffusere und kompliziertere Technik konzentrieren muss. Die Arbeit mit Knöpfen auf Multifunktionsdisplays oder mit Joysticks kann enervierend sein, zumal, wenn die digitale TV-Fläche gleich mehrere Funktionen anbietet und womöglich weit unterhalb des Fahrerblicks, der ja auf den Verkehr gerichtet sein sollte, eingebaut ist. Ob Regensensor oder Head-up-Display, ob Intermodalität oder gar automatisiertes Fahren mit all seinen integrierten Assistenzsystemen: Die Fahrzeuge werden auch immer schwerer, verbrauchen mehr Strom und somit auch mehr Kraftstoff, gleich, welcher Art. Zum Schluss: Der Chronist ist beileibe kein Technologiemuffel, aber er setzt sich dafür ein, dass der Autofahrer nicht völlig entmündigt wird, dass Sinnvolles auch bezahlbar bleibt. Schließlich ist auch Hightech nicht vor Problemen und Pannen gefeit. Die Kirche muss im Dorf bleiben, sagte ein Entwickler anlässlich eines Seminars vor wenigen Jahren. Wie Recht er doch hat!

Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Industrie/Hersteller

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