Dem ersten Renault Twingo bescheinigten (nicht nur, aber vor allem) weibliche Fans den „süßesten Augenaufschlag“, den je ein Auto zu bieten hatte. In der Tat schuf der Ur-Twingo aus dem Jahr 1993 mit seinen beiden hübschen Glubsch-Äuglein jenes Wohlfühl-Ambiente des kuscheligen Miteinanders von Mensch und Maschine, das den kleinen Franzosen von Stunde an in seinen Lebenszyklen begleiten sollte.
Inzwischen ist Twingo Nr. drei auf dem Markt. Technisch auf der Höhe der Zeit, ausgerüstet mit allen Komfort- und Sicherheitsvarianten, die man einem Fahrzeug dieser Größenordnung angedeihen lassen kann. Dazu selbstredend ökologisch möglichst bestens verträglich und dazu ein funktionierender Kommunikator mit seiner Umwelt. Was aber genau verbirgt sich an Alltags-Vorzügen hinter dem französischen Stadtflitzer, der in unserem Falle von einem 90 PS starken Reihen-Dreizylinder beatmet wird? Einiges, was man erwarten durfte, aber auch viel Überraschendes, wie wir feststellten.
Bleiben wir als Erstes beim Antrieb: Eine Kombination von Dreizylinder-Benziner, der 90 PS auf die Kurbelwelle stemmt und ein maximales Drehmoment von 135 Newtonmeter generiert: Da vermutet man sich selbst vor dem Fahrtantritt alsbald inmitten eines nicht gerade lautlosen Resonanzkörpers. Oder, um es etwas drastischer zu formulieren: Knattern, so stand zu erwarten, würde zum sprichwörtlich schlechten Ton beim Umsetzen des Vortriebes in unserem kleinen Renault gehören.
Doch, o Wunder: Dank vorzüglicher Geräuschdämmung war vom Arbeitsalltag des nur 0,9 Liter großen, abgas-aufgeladenen Mini-Kraftwerks im Heck kaum etwa zu hören. A la bonheur: Denn das Turbo-Motörchen, das übrigens seine Arbeit auch im Fiat 500 verrichtet, erwies sich auch als drehfreudig und agil. Es machte aus dem Hecktriebler-Twingo der dritten Generation nicht nur einen hübschen und ansehnlichen Alltagsbegleiter, sondern auch einen, der sich mit Verve im Kurvengeschlängel manövrieren ließ und sich auch bei Geschwindigkeiten um die 150 km/h und mehr auf der Autobahn nicht aufschaukelte. Womit auch die Frage nach der Fahrwerks-Konfiguration beantwortet wäre. Ausgewogen, eine angemessene Balance aus Sportlichkeit und Langstreckenkomfort.
Die dritte Generation hat nach der von vielen Twingo-Freunden der frühen Jahre als lieblos und langweilig empfundenen zweiten Auflage wieder so etwas wie Retro-Gefühle aufkommen lassen. Ein Auto, mit dem man sich zunächst optisch und nach den ersten Fahreindrücken partnerschaftlich verbunden fühlt. Der Nachfolger des Nachfolgers versprach viel und hat das Meiste gehalten. Dass der viertürige Twingo zu mehr als zwei Dritteln an Gleichbauteilen mit dem neuen Smart forfour verbandelt ist, gerät ihm nicht zum Nachteil. Genau so wie die Heckansicht, die zumindest die Älteren unter uns an den einst wuchtigen Kurvenräuber R5 Turbo erinnert. Das auch als Replik an jene, die den Twingo unbedingt zum Frauenliebling schreiben wollen. Mag er ja sein, aber bitte nicht ausschließlich.
Zu den inneren Werten des Probanden: Dank des Heckmotor-Prinzips bietet sich vorn sehr viel Platz. Das bedeutet größtmögliche Beinfreiheit, viele Ablagefächer, kein Sardinenbüchsen-Feeling. Wem das nicht reicht, um seine Utensilien zu verstauen: Unter der Rückbank befindet sich noch ein 20 Liter großes Staufach. Das herausnehmbare Handschuhfach lässt sich gar zur Tragetasche umfunktionieren. In diesem Falle steckt nicht der Teufel, sondern der Engel im Detail. Und wer es mag, der kann sich den Twingo noch etwas luftiger gestalten. Gegen Aufpreis gibt es auch wieder ein Faltschiebedach. Und noch etwas zum Thema Platz und sinnvolle Detail-Lösungen, mit denen man ein äußerlich kleines Fahrzeug mit großen inneren Werten auszustatten vermag. Die Beifahrersitzlehne lässt sich komplett umlegen. Dergestalt entsteht eine ebene Fläche, auf die nicht nur Einkäufe aus dem Baumarkt, sondern zur Not auch Mitfahrer/innen bis 2,30 Meter Länge passen. Multitasking der Raumausnutzung nennt man so etwas wohl.
Und da wäre natürlich auch das Thema Vernetzung des Fahrzeugs und des Fahrers mit seiner Umwelt und den gewohnten Alltags-Informanten. Dinge, die bei der Kaufentscheidung längst eine ebenso gewichtige Rolle spielen wie Optik, Wirtschaftlichkeit oder Fahrleistung. Renault vertraut wie viele andere Hersteller der Einbindung des Smartphones. Die passenden Apps für Multimedia, Bordcomputer oder Navigation werden auf dem Display angezeigt. Für das Gerät selbst ist eine entsprechende Halterung angebracht.
Wer es ganz komfortabel haben möchte, für den hat Renault das System „R-Link-Evolution“ kreiert. Es beinhaltet einen sieben Zoll großen Touchscreen-Bordmonitor. Zudem lässt sich über „R-Link-Evolution“ auch Digitalradio empfangen. Angeboten wird das allerdings nur im integrierten Ausstattungspaket mit Rückfahrkamera, Einparkhilfe, Ablagefach und USB-Anschluss. Das kostet dann 990 Euro und macht somit fast zehn Prozent des Kaufpreises des Fahrzeuges aus.
Technische Daten Renault Twingo TCe 90 Start Stop Eco
Ausführung: viertüriger Kleinwagen
Länge / Breite / Höhe: 3,59 / 1,64 / 1,55 Meter
Leergewicht: 1.018 Kilogramm
Maximale Zuladung: 364 Kilogramm
Kofferraumvolumen: 219 bis 280 Liter
Motor: Reihen-Dreizylinder / Turbolader
Leistung: 90 PS
Antrieb: Heckantrieb
Getriebe: Fünfgang, manuell
Hubraum: 898 ccm
Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
Verbrauch: (pers. Angaben / Herstellerangaben ) 4,8 / 4,3 Liter
Super 95 auf 100 KmAbgasnorm: Euro 6
Preis inkl. MwSt.: (Ausstattungsniveau Luxe)
13.590 EuroText und Fotos: Jürgen C. Braun