Mit dem BMW X6 durch den „Wilden Westen“

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Exakt 4,26 Meter misst der Deutschen Lieblingsauto VW Golf in der Länge. Alles, was ihn überragt, gilt hierzulande schon fast als groß. Erst recht, wenn es auch noch so hoch baut wie ein BMW X6. Auf stattliche 4,91 Meter erstreckt sich der in Spartanburg/South Carolina gebaute Bayer, und das Dach schwebt 170 Zentimeter über dem Erdboden – eine gewaltige Erscheinung. Was allerdings dem Europäer eine Wuchtbrumme, ist dem Amerikaner eher ein Compact Car, wie uns schon zu Beginn unserer Tour mit dem US-Münchner durch den „Wilden Westen“ klar gemacht wird.

Compact Car – diese beiden Worte prangen allen Ernstes auf dem Parkplatz, den uns das Hotel bei unserem ersten Stopp in San Francisco zugeteilt hat, wohlwissend, welches Ungetüm wir mitgebracht haben. Für einen kompakten Wagen hat der X6 nach hiesigem Maßstab eindeutig zu viele Kilo auf den Rippen, aber: Die Parkbucht passt wie angegossen. Und während der BMW auf heimischen Straßen aus der Menge herausragt wie Dirk Nowitzki aus einer Grundschulklasse, fällt er in den USA kein bisschen auf. Auf den Highways und Avenues tummeln sich zahlreiche SUV, die gerne auch mal fünfeinhalb Meter und mehr messen, und selbst diese Ungetüme sind keine besonderen Hingucker.

Wie geräumig so ein amerikanisches Compact Car sein kann, haben wir schon am Flughafen gemerkt: Unser Gepäck für einen dreiwöchigen Roadtrip lässt sich problemlos im 570 Liter schluckenden Gepäckraum verstauen. Allerdings wollen die Koffer und Hutschachteln über eine hohe Kante gehievt werden, was beim ständigen Ein- und Ausladen lästig werden kann.

Soviel auch in das Entenbürzel-Heck reinpasst, so wenig Ablagen finden sich im Cockpit; das ist auf einer Urlaubsreise schade, hat man doch vieles dabei, das gerne griffbereit untergebracht sein möchte – vom Reiseführer bis zur Fotokamera. Das meiste davon muss in die tiefen Türtaschen ausweichen oder in das Fach unter der Mittelarmlehne, wo auch der USB-Anschluss versteckt ist, über den der iPod den passenden Roadmovie-Soundtrack an das Entertainment-System schicken kann. Immerhin: Die Cup-Holder vor dem Schalthebel sind so groß, dass auch die aus Versehen georderten Ein-Liter-Styropor-Kaffeebecher locker Platz finden.

Als alles verstaut ist, machen wir uns auf den Weg und verlassen die Bay Area gen Osten. Schnell merken wir, wofür der X6 gemacht zu sein scheint – nicht etwa für das Kraxeln und Klettern, wie man bei einem SUV annehmen könnte, oder für die flotte Kurvenhatz, was der Coupé-Zusatz anzudeuten vermag. Zwar beherrscht er diese Disziplinen wunderbar, wie wir später noch erfahren sollen, doch seine eigentliche Bestimmung muss das Cruisen sein. Entspannt brummt der 306 PS starke, drei Liter große Reihensechszylinder vor sich hin und schiebt das komfortabel gefederte Schwergewicht mühelos über die Golden Gate Bridge, vorbei an den Weinbergen des Napa Valley, in Richtung Sacramento.

Von dort aus gelangen wir, auf bequemen Leder-Fauteuils auch nach einigen hundert Meilen noch entspannt sitzend, an den Lake Tahaoe, wo der Münchner unter all den Ford F150 und Dodge Ram wunderbar den Lifestyle-Trumpf ausspielen kann. Ja, für solche Autos ist diese Kulisse gemacht: Holzhütte, See und BMW vereinen sich in der Abendsonne zum American Way of Life. Eine Szenerie, die – das muss man neidlos anerkennen – deutlich cooler wirkt, als ein X6 vor dem Reihenendhaus in Bottrop. Und ringsherum um den See, auf den steilen Bergstraßen der bis auf über viertausend Meter aufragenden Sierra Nevada, sorgen die 400 Newtonmeter Drehmoment, die von BMWs formidabler Achtgang-Automatik bravourös verwaltet werden und schon bei niedrigen 1.200 Umdrehungen vollständig anliegen, für müheloses Gipfelstürmen.

Im großen Bogen führt unsere Tour durch die ewige Weite des dünnbesiedelten großen Beckens. Gemächlich passieren wir die Salzseen von Bonneville, auf denen noch heute Hochgeschwindigkeitsrekorde aufgestellt werden, besuchen die beschauliche Olympia-Stadt Salt Lake City und schlagen uns dann in Richtung Süden nach Las Vegas durch, wo Stretch-Limousinen mit LED-Glitzer-Beleuchtung es tatsächlich schaffen, dem X6 die Show zu stehlen. Hier fällt der bei uns unübersehbare BMW noch weniger auf als im Rest des Landes, und in den schier endlos großen Parkgaragen der Casino-Hotels kann man einige Zeit brauchen, um den kleinen Münchner überhaupt wiederzufinden.

Nach ein paar Tagen in der Glücksspielmetropole geht es weiter ins Death Valley. Knapp 40 Grad Celsius heizen hier der Klimaanlage ein – wir aber sitzen, nicht zuletzt dank Sessellüftung, angenehm temperiert. Ein kühler Kopf ist auch wichtig, denn im Titus Canyon muss der BMW schließlich doch seine Gelände-Eigenschaften, zumindest ein bisschen, offenbaren; wahrscheinlich aber ist die grobe Schotterpiste, deren Benutzung ein Warnhinweis nur mit Allradantrieb und hoher Bodenfreiheit empfiehlt, mehr Abenteuer, als die meisten X6 je erleben dürfen. Schade, denn der Münchner meisterte die Aufgabe mit Leichtigkeit.

Leichtigkeit ist überhaupt das Stichwort: Der X6 fühlt sich zu keinem Zeitpunkt wie ein, vollbepackt, locker zweieinhalb Tonnen schwerer Geländewagen an. Wer es drauf anlegt, kann die 100-km/h-Marke selbst mit dem Basisbenziner in 6,4 Sekunden reißen und als wäre er federleicht, tänzelt er um die paar wenigen Kurven der Wild-West-Highways. Nur an der Tankstelle, da zeigt, er, dass doch ein echtes SUV in ihm steckt, das dem Ruf des Spritschluckers alle Ehre machen kann: Unter zehneinhalb Liter Benzin je 100 Kilometer haben wir nicht geschafft – in einem Land, in dem 130 km/h das Höchste der Beschleunigungsgefühle sind.

Auf den Rückweg nach Los Angeles machen wir Stopp in Palm Springs, wo unser X6 zahlreiche Geschwister trifft. Kein Wunder, auch vor den Clubhäusern der Golfplätze macht sich der Münchner ausgesprochen gut, und die Schläger transportieren sich damit eindeutig leichter als im Porsche. Wie beliebt die Marke mit dem weiß-blauen Logo hier ist, sehen wir auf dem angeblich schwersten Golfplatz der Welt, La Quinta – hier trägt sogar der Elektro-Caddy den typischen Nierenkühlergrill.

Spätestens auf dem Rodeo Drive in Los Angeles, wo der X6 zwischen Bentleys, Lamborghinis und anderen Preziosen selbstbewusst seinen Platz behauptet, wird uns deutlich, dass die Kombination der schier gegensätzlichen Fahrzeuge SUV und Coupé etwas ganz eigenes entstehen lässt. Sie verbindet Eleganz und robustes Auftreten, Sportlichkeit und gemütliches Cruisen, Hollywood-Chic und Cowboy-Charme. Und damit macht der BMW X6 überall eine gute Figur – zumindest in Amerika.

>Text und Fotos: Spot Press Services/Michael Gebhardt

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