Citroën 2 CV – 25 Jahre Produktionsende: Ein persönlicher Rückblick

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Ok, technisch war ihr der AX natürlich überlegen, bei seinem Markstart 1987. Und, ja, klar waren ihre Schwachstellen bekannt – Rostgefahr, eine bescheidene PS-Zahl, und wer mit ihr an einem klirrekalten Wintertag unterwegs war, tat gut daran, den warmen Mantel vor der Fahrt nicht zu vergessen. An heißen Sommertagen kühlte dafür der Fahrtwind – das Rolldach der Ente machte es möglich. So einfach war das noch Mitte der 80er.

Genauer gesagt: Sehr einfach für eine Zeit, in der die Ansprüche ans Auto, auch an einen Kleinwagen, merklich stiegen. Und doch: Citroën schickt die Ente in Rente! Produktionsende für die Ente! Solche Ankündigungen wirkten damals wie eine Zeitungsente über die vierrädrige Ente. Ein Vierteljahrhundert liegt das zurück. Am 27. Juli 1990 lief tatsächlich der letzte 2 CV vom Band. Grund genug für einen ganz persönlichen Rückblick.

Bei ihrer Präsentation 1948 als „Badewanne des Jahrhunderts“ verspottet, ob ihres eigenwilligen Designs bestaunt, eroberte sich die Ente alias 2 CV recht schnell den Ruf als Synonym für bezahlbare individuelle Mobilität. Einfach(ste) Technik, spartanische Ausstattung, niedriger Anschaffungspreis, polarisierendes Design, sprichwörtlich gute Federung, unproblematische Handhabung.

In den frühen Sechzigern, als das eigene Auto noch längst keine Selbstverständlichkeit war, konnte es schon mal vorkommen, dass der Vorgesetzte seine Mitarbeiterin im 2 CV nach Hause fuhr, um ihr strömenden Regen oder den langen Fußweg zu ersparen. Annemarie Susemihl, die zur Gründungsmannschaft des Medienhandels „Zweitausendeins“ gehörte, fuhr mit der eigenen Ente nach Zeugenaussagen schon mal bestellte Waren persönlich zum Kunden. Und dass „Der Bastian“ einen 2 CV fuhr, war sicher kein Zufall: Als ewiger Student mit viel Charme und nicht ganz so viel Sinn für den Ernst des Lebens war er in der ARD-Vorabendserie ab 1972 seinem „Else“ genannten Auto sicher treuer als seinen Lebenspartnerinnen. Bis Bastian alias Horst Janson doch noch Lehrer wurde. Ohne seine Else.

Jahre nach dem „Bastian“ versuchte eine junge Mathematikstudentin mir, dem Fünfzehnjährigen, die Geheimnisse dieser Wissenschaft als Nachhilfelehrerin näherzubringen. Geholfen hat’s, jedenfalls ab und zu. Ihre unerschütterliche Ruhe mag viel dazu beigetragen haben. Einmal allerdings marschierte sie während der ganzen Stunde nervös vor unserem Wohnzimmerfenster auf und ab. Der Grund war ein 2 CV – ihr erstes eigenes, frisch erworbenes Auto. „Ich weiß, es klingt doof, aber ich muss mich immer vergewissern, ob die Ente noch draußen auf’m Parkplatz steht!“ Dieser Satz ist mir nach 35 Jahren noch im Ohr. Was man von vielen mathematischen Lehrsätzen nicht behaupten kann.
Von seinem Flair hat der 2 CV bis heute nichts eingebüßt. Dafür steht exemplarisch die zweifarbig lackierte Version „Charleston“ – 1980 als limitiertes Sondermodell lanciert, dann auf rege Nachfrage der Interessenten regulär ins Angebot übernommen.

Heute sieht man sie immer noch, die Ente. Oft mit H-Kennzeichen, gerade in den Sommermonaten. Gerade dann bewährt sich die Klimaanlage der besonderen Art, siehe Rolldach. Und mögen die Nachfolgemodelle technisch und in puncto Komfort – naturgemäß – haushoch überlegen sein und gewesen sein. Es fällt schon auf, dass bis heute neue Autos mit der „Ente“ immer wieder verglichen werden. In puncto Wirtschaftlichkeit, Handhabung – und vor allem Charme.

Text: Roland Bernd
Fotos: Citroën

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