Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Zeitungsmeldungen mit der Überschrift „Temposünder bei Kontrolle erwischt“, gehören eigentlich nicht zu den Top-Aufregern, bei den wir das umblättern erst einmal einstellen oder bei der Online-Version den „weiterlesen“-Button betätigen. Wenn dort aber steht. „Formel-1-Pilot als Temposünder auf der Autobahn erwischt“, dann ist man schon geneigt, einmal etwas näher hinzuschauern. Und wenn dann dieser Vorfall auch noch „vor der eigenen Haustür“ passiert, dann möchte man schon genauer wissen, was denn da jetzt vorgefallen ist.

Was war passiert? In der vergangenen Woche stand in meiner Heimatzeitung eine eher spärliche Notiz, dass eine Zivilstreife einen Autofahrer in einer Tempo-80-Zone auf der Autobahn zwischen Trier und Luxemburg erwischt habe. Statt der erlaubten 80 km/h sei der Mann mit Tempo 140 unterwegs gewesen. Was sicherlich nicht gerade wenig ist. Weshalb die Streifenbesatzung dann auch die Verfolgung aufgenommen habe. Doch der eigentlich interessantere Teil dieser Meldung kam erst zum Schluss. Dort stand im Beamtendeutsch zu lesen, dass „der beschuldigte Fahrzeug-Führer in den Jahren von 1989 bis 2001 in der Formel 1 aktiv gewesen sei“. Oha, Formel 1! Und dann auch noch gleich 12 Jahre! Was war da los, aber vor allem: Wer war das?
Im Zeitalter sozialer Netzwerke lässt sich die betreffende Identität dieses Verkehrsteilnehmers kaum noch verheimlichen. Nachschlagwerke vom Stile Wikipedia gibt es genügend. Und schon wurde wild bei Facebook und Co. spekuliert und die Netzgemeinde kam schließlich zu der Auffassung, es könne sich nur um Jean Alesi gehandelt haben. Und siehe da, nur kurz darauf, wurde diese Meinung vom Online-Portal meiner regionalen Zeitung, dem Trierischen Volksfreund, auch bestätigt.

Alesi sei mit seinem Sohn auf dem Weg zum Nürburgring unterwegs gewesen. Dort habe Alesi Junior einen Formel Renault für die nächste Saison testen können. Man habe es halt „ein wenig eilig“ gehabt, gestand der Franzose – so der Trierische Volksfreund – der Schweizer Zeitung „Blick“ in einem betreffenden Interview.

Alesi, der im Übrigen zu der Zahlung einer Strafe von 100 Euro verdonnert wurde (was er sicherlich verschmerzen wird) muss nun auch noch für zwei Monate in Deutschland seinen Führerschein abgeben. Es wird ihm nicht die Nachtruhe rauben, denke ich mir. Doch den deutschen Polizei-Beamten machte er noch ein dickes Lob. Sie seien „nicht nur, sehr nett, sondern auch noch fachkundig“ gewesen. Und man habe noch ein wenig über die Formel 1 gestern und heute plaudern können.

Na immerhin: Solch gemeinsames Einvernehmen zwischen Verfolgern und Verfolgten findet man auf der Autobahn selten. Ob Herr Alesi sich wohl grämt oder ein Schuldbewusstsein entwickelt ob dieses Vorfalles? Sie gestatten mir ein leichtes Grinsen. Leider! Denn Tempo 140 in einer Tempo-80-Zone ist nun mal kein Kavaliersdelikt, sondern stellt eine Verkehrsgefährdung dar.Egal, ob man nun Fritz Meier, Hans Müller oder Jean Alesi heißt. Aber mit Letzterem kann man zumindest noch ein wenig über dessen Fomel-1-Karriere plaudern. Was sich mit Herrn Müller oder Herrn Meier sehr viel schwieriger gestalten würde.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

Nach oben scrollen