Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Wie steht es eigentlich mit Ihrem royalen Interesse? Haben Sie sich in dieser Woche auch die eine oder andere Sondersendung vom Besuch der britischen Monarchin und ihres Gatten in Deutschland angesehen, oder ist diese aristokratische Märchenwelt eigentlich nicht so sehr Ihr Ding? Nun, wie dem auch sei. Wenn Sie ein Faible für Europas Königshäuser haben und darüber hinaus auch noch eine gewisse Affinität zum Thema Automobilität mitbringen, dann werden Sie sich vielleicht gefragt haben, mit welchem Luxusmodell Her Majesty denn nun durch Berlin und Frankfurt am Main chauffiert wurde.
Nun, dass es kein Smart fortwo war, das haben Sie erstens mit Sicherheit gesehen und zweitens auch mitnichten erwartet. Doch wer davon ausgegangen ist, dass das Oberhaupt der Windsors wie es sich gehört standesgemäß mit dem britischsten aller Luxusmobile, also einem Rolls Royce, zu ihren Terminen gebracht wurde, der irrt. Genauso wie ihr Prinzgemahl Phillip deutsches Blut in seinen Adern vorweisen kann, so steckte auch in der Prunkkarosse der Queen deutsche Ingenieurskunst.
Dass Queen Elizabeth II. nämlich Bentley fährt anstatt Rolls-Royce wie ihre Vorgänger – zumindest jene, die erst nach der Erfindung des Automobils regierten -, ist das Ergebnis des zähen Verhandlungsgeschicks des Volkswagen-Patriarchen Ferdinand Piëch und des damaligen BMW-Vorstands-Vorsitzenden Bernd Pischetsrieder. Die Trennung der britischen Nobelmarken zu jenen Zeiten, als die Restbestände des britischen Automobil-Empires aufgeteilt wurden, führte dazu, dass nun ein Bentley Arnage und kein RR Silver Ghost die wertvolle Fracht aufnehmen durfte.
Der 6,22 Meter lange Straßenkreuzer ist zwar für den Rangierbetrieb in Parkhäusern denkbar ungeeignet, aber dieser Umstand wird eher selten zu Unmutsäußerungen des fahrenden Personals führen. Allzu viel ist natürlich nicht über die Einzelanfertigung des Fahrzeugs bekannt. Kein Wunder, sind die Sicherheits-Experten des Palastes doch darum bemüht, keinerlei Details über Besonderheiten des Fahrzeugs nach außen dringen zu lassen. Die „Grundausstattung“ des Bentley Arnage in Sachen Motorisierung war übrigens einmal ein 400 PS starker Achtzylinder gewesen. Allerdings ist davon auszugehen, dass Modifizierungen vorgenommen worden sind.
Was der Buckingham Palace jedoch bekannt gab, ist die Tatsache, dass drei Fahrer befähigt sind, dieses rollende Schloss standesgemäß zu bewegen. Sie seien im Übrigen in die Fahrzeugentwicklung mit eingebunden gewesen. Ein Prachtexemplar ist das Getriebe des königlichen Bentleys. Es hat einen speziellen Modus, der es erlaubt, die Geschwindigkeit von neun Meilen pro Stunde (etwa 14 km/h) präzise und ohne Gangwechsel zu halten. Genau mit jenem Tempo kann die Queen huldvoll dem Volk am Straßenrand zuwinken, ohne dass ihre Handbewegungen von einem Schaltvorgang gestört würden.
Bei meiner nächsten Automobil-Präsentation werde ich die Kollegen aus der betreffenden Presseabteilung einmal fragen, ob so etwas auch optional in Ihrem neuesten Produkt erhältlich ist. Die Aussichten sind, denke ich, wohl eher gering.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun