Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Geht es Ihnen mitunter auch so: Sie haben die allerbesten Vorsätze. Mal wieder etwas vernünftiger ernähren, mal wieder etwas weniger (und vor allem stressfreier) arbeiten, mal wieder etwas mehr bewegen. Vorsätze, die (meist, aber nicht nur) zu Beginn eines neuen Jahres gefasst werden und dann im Verlauf der weiteren Monate einer harten Bewährungsprobe standhalten müssen. Vor allem beim Thema Essen wird unsereins, der ja von Berufs wegen viel unterwegs ist, dann auch schon einmal etwas nachlässiger und bequemer, wenn sich „der kleine Hunger“ mal wieder meldet. Auch wenn man es eigentlich nicht möchte, kann Fast Food Abhilfe fürs Erste schaffen, wenn es im Magen mal wieder so richtig grummelt. Gesagt getan: So war es auch bei mir vor ein paar Tagen. Zu verlockend: Ein bekanntes Fast-Food-Restaurantlogo lockte quasi am Wegesrand. Und man musste ja nicht einmal aussteigen, sondern konnte bequem im Auto sitzen bleiben, sich schon mal die Menü-Karte mit den vielfältigen Produkten aus den Lebensmittel-Fabriken vor Augen führen.

Und so saß ich dann in meinem Auto in der Warteschlange, und gedachte, irgendwann den Schalter mit einer jener freundlichen Bedienungen zu erreichen, die allesamt so furchtbar Konzern-kostümiert und gestriegelt wirken, und uns nach unseren Wünschen fragen. War es das schlechte Gewissen oder ein Wink des Schicksals, das ausgerechnet in jener Wartezeit ein Beitrag im Radio lief, in dem das Ergebnis einer Studie vorgestellt wurde, die herausfand, woraus die speziellen Pommes bestehen, die da gerade sicher mehrfach bestellt wurden.

Diese Liste beinhaltete insgesamt 19 Punkte und wies – man mag es kaum glauben – nach: Es befinden sich auch Kartoffeln in den MCD-Pommes. Der Rest wirkte wie ein Verschnitt durch eine jener Fertigungshallen der großen Chemie-Giganten, die sich überall in unserem Lebensalltag breit machen. Das Frittieröl etwa ist aus vier unterschiedlichen Sorten zusammen gemischt. Die Pommes werden mit Fleischaroma zusätzlich geschmacklich aufgepeppt und dann mit Dextrose besprüht, damit sie die ebenso anregende wie hübsche goldene Farbe bekommen.Zu guter Letzt wurde mir über den Äther auch noch mit geteilt, das verwendete Azodicarboxamid (zugegeben: den Begriff kannte ich vorher nicht) in den Brötchen werde auch für die Produktion von Yogamatten verwendet. Und die Rinder, deren Fleisch schließlich in der Frikadelle zwischen den weichen Brötchen landet, würden in der Regel mit Wachstumshormonen behandelt.

Als ich dann schließlich dran war, meine Bestellung auf zu geben, habe ich der freundlichen jungen Bedienung gesagt, ich hätte es mir anders überlegt, flugs einen Gang eingelegt und mich aus dem Staub gemacht. Die paar Äpfel, die ich mir stattdessen dann im Supermarkt gegenüber gekauft habe, werden aber wohl auch nur unter Zuhilfenahme einiger Chemie-Keulen und eines Pestizid-Verhinderers ihre roten Bäckchen bekommen haben. Trösten wir uns: Wir können wohl alle nicht vor dem selbstzerstörerischen Tun bei unserer Nahrungsaufnahme davon laufen.

Ich wünsche Ihnen weiterhin guten Appetit und ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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