Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wenn ein Unternehmen in zehn Jahren noch nicht einmal 500 Exemplare eines über diesen Zeitraum ununterbrochen angebotenen Automobils verkauft, dann gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten für diesen ungewöhnlichen Umstand: Erstens: die Karre ist dermaßen missraten, sieht furchtbar aus, hat Fehler über Fehler und ist zudem ein Prachtexemplar aus der Serie: „Autos, die die Welt nicht braucht.“ Oder: dieses wunderschöne Prachtstück von Automobil ist so einzigartig, dass nur die wenigsten Zeitgenossen das nötige Kleingeld (und auch das Umfeld dafür) haben, um es in ihren Fuhrpark auf zu nehmen. Ich denke aber mal, dass bei dem in der Tat sehr ausgefallenen Fahrzeug, um das es heute hier geht, Letzteres wohl der Fall sein wird.

Es handelt sich nämlich um eines jener ganz seltenen Derivate, das das Unternehmen des seligen Ettore Bugatti noch heute an den (betuchten) Mann oder auch in selteneren Fällen an dessen Frau bringt. Bugatti hat zu Beginn des Jahres nämlich den letzten Veyron verkauft. Für alle, die noch mit dem Gedanken gespielt haben, sich doch noch für den Sonntagsnachmittags-Ausflug einen solchen Schönling zu zu legen, wird diese Nachricht sicherlich ein harter Schlag sein. Aber das Schicksal macht halt auch vor dem Lauf der Dinge in der automobilen Welt nicht halt.

Denn es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu konstatieren: Nach zehn Jahren und insgesamt 450 gebauten – ach was sage ich, zelebrierten – Exemplaren endet damit die Produktion der Baureihe mit den schnellsten Serienstraßenfahrzeugen der Welt. Bei dem finalen Veyron handelt es sich um einen offenen 16.4 Grand Sport Vitesse mit einer Leistung von 1200 PS, generiert aus einem starken 16-Zylinder-Motor, der 1500 Newtonmeter maximales Drehmoment entwickelt.

Dieses Monster an Antriebsaggregat beschleunigt den Supersportwagen in gerade mal 2,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Ist schon das ein exorbitant höher, Bandscheiben-vernichtender Wert beim Abbremsen, so fällt es schwer, der Höchstgeschwindigkeit von 431 km/h das rechte Attribut angedeihen zu lassen. Geschweige denn, diesen Wert auch einmal in der Realität nach zu prüfen. Selbst bei mir zu Hause auf der mitunter nicht so ganz dicht bevölkerten Eifel-Autobahn zwischen Trier und Koblenz dürfte ich da meine Probleme haben.

Aber belassen wir es bei den theoretischen Daten: Der Roadster mit der Zusatzbezeichnung „La Finale“ wird noch bis zum morgigen Sonntag (15. März) auf dem Genfer Automobilsalon neben dem Veyron mit der Chassisnummer 1 ausgestellt, ehe er an den Käufer ausgeliefert wird. Es soll sich dem Vernehmen nach um einen Herrn aus dem Mittleren Osten handeln. Der kann das Spritfressende Ungetüm dann schon einmal gleich neben der eigenen Ölquelle parken. Das erspart Zeit beim Tanken!

Übrigens: Bugatti hat es in seiner Pressemitteilung nicht versäumt, neben dem emotionalen Reichtum, den der Besitz eines Veyron garantiert, auch den schnöden Mammon mit an zu führen. Inklusive Optionen soll der Durchschnittspreis aller verkauften Bugatti Veyron bei 2,3 Millionen Euro gelegen haben.

Neidisch? Bewahre, nein. Der des Nachts vor meiner Haustür in unserem bürgerlichen Wohngebiet abgestellt und es wäre vorbei mit der Nachtruhe. Und die ist mir heiliger als jeder Bugatti!

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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