SUV und Allrad: Zulassungsüberblick 2014

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Kaum lässt sich die Statistik der Jahreszulassungen (Kraftfahrt-Bundesamt, KBA) für die echten und softigen Allradler lesen und auswerten, steht bereits eine Unzahl neuer oder auch nur facegelifteter Vierfüßler für 2015 auf der Matte. Presse und Online-Dienste greifen herzhaft zu, zumal das ganze Segment das am stärksten boomende im Markt darstellt. Man sollte auch sagen dürfen, dass etliche dieser Modelle inzwischen leichter geworden sind, down gesizte Motoren mit weniger Hubraum aufweisen, was positiven Einfluss auf das jeweilige Verbrauchsverhalten generiert. Die Mär vom Sprit saufenden Allradauto darf als überholt gelten, allerdings mit einigen Ausnahmen, die überwiegend aus den Werkshallen der sogenannten Premium-Hersteller ins Freie gelassen werden. Da stimmen die aktuellen Verbrauchswerte bei weitem noch nicht in Kohärenz zum Nutzen und zum Umweltverhalten. Und, wie immer im richtigen Leben, gibt es in der Jahresbilanz 2014 auch Verlierer und Gewinner, die aber eindeutig in der Überzahl sind.

Chevrolet führt dabei die negative Rangliste mit einem Verlust von 77,4 % an. Das hat zwei Gründe: Zum einen funktionierte die Kombination aus einem legendären US-Firmennamen (Chevrolet) mit einem in Korea gebauten Massenprodukt mit störanfälliger Technik und nicht gerade berauschendem Design einfach nicht. Zudem legte man sich mit einer anderen GM-Konzerntochter (Opel) in manchen Produktbereichen an, was auf dem deutschen Markt gar nicht gut ankam. Der zweite Grund für den Absturz: Chevrolet wurde in Deutschland (und einigen anderen europäischen Ländern) ab Anfang 2015 komplett aus dem Programm genommen. Das war ein Jahr vorher bereits durchgesickert und führte zu Abwanderungen. So ziemlich das Gegenteil verkörpert die Marke JEEP, die ja nun mit FIAT engstens liiert ist und ihren Marktanteil um 48,8 Prozent erhöhen konnte. Geht doch, möchte man da sagen, zumal auch hier eine Ehe aus zwei Ländern und zwei Firmen geschlossen wurde. Und JEEP hat eben schon immer einen guten Namen im 4×4-Sektor.

Ein anderer Importeur konnte sich ebenfalls nicht der Negativspirale entziehen: Subaru, mit einem Verlust von 16,6 %. Das wundert zum einen doch sehr, da diese Marke über ein qualitativ sehr hohes Image verfügt und einen ordentlichen Nutzungsbereich abdeckt. Dazu kommt, dass Service und Kundendienst traditionell mit Bestwerten aufwarten. Der Preis alleine kann es nicht sein, der diese bewährten Allradler einbremst. Das Design gilt als etwas altbacken, betagteren Zeiten nahe. Und das grenzt offensichtlich die jüngere Klientel spürbar aus, denn die Subaru-Kundschaft stammt überwiegend aus den eher reiferen Kunden- Jahrgängen. Mitsubishi scheint aus dem Tal der Tränen aufgetaucht zu sein und schreibt sehr positive Zahlen, wobei auch der Altmeister Pajero zählt, technisch auf ziemlich neuestem Stand und immer noch (neben dem Toyota Land Cruiser) als unkaputtbar bezeichnet. Auch gibt es von dieser Marke kaum nennenswerte Rückrufe. Hoch erfreut dürfte Land Rover sein: Dort hat sich der Zulassungsanteil um 18,1 Prozent erhöht.

Vom Freelander, Defender, Discovery, Range Rover bis zum im internen Ranking führenden Evoque stimmt das Angebot, auch, wenn es preislich etwas oberhalb der Grundlinie angesiedelt ist. Zuverlässigkeit, Zeitgeist, Individualität und Design überzeugen immer mehr, zumal alte Untugenden offensichtlich komplett ausgemerzt worden sind. Chapeau! Bei den eher softigen, also elektronisch geregelten, Vierfüßlern hat sich der neue Opel Mokka ganz vorne an die Spitze gesetzt und die bisherige Führungsgilde aus BMW X1 und Nissan Qashqai abgelöst.

Was offensichtlich bei einigen Herstellern etwas in Vergessenheit geraten ist: die Themen Modellpflege und Kundenbindung. Es reicht einfach nicht aus, alleine auf den Verkauf von Neuwagen zu setzen, dabei dickere Lenkräder (mit oder ohne Beheizung!), neue Farben des Interieurs oder runde statt eckiger Rückleuchten als Facelifting in den Markt zu stellen. Oder Regensensoren einzubauen, die den Fahrer meist aus nicht gegebenem Anlass irritieren und andere elektronisch initiierte Spielereien, die das Fahrzeuggewicht anheben, dafür aber von sehr zweifelhaftem Alltagsnutzen sind. So erklärt sich auch die derzeit überwiegend ablehnende Haltung der Autofahrer, wenn es um das Thema Selbst fahrendes Auto geht. Da gibt es, weiß Gott, andere Baustellen in den Großserien, die erstmal durch mehr Zuverlässigkeit brillieren sollten. Mal sehen, was am Ende des Jahres die Statistiken zu vermelden haben.

Text: Frank Nüssel
Fotos: Hersteller, Kernbach, Nüssel
Quelle: KBA

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