Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Mit Begriffen aus dem Bereich der Superlative sollten auch wir Schriftkundigen, die sich seit Jahren und Jahrzehnten um die verbale Weitergabe von Neuigkeiten aus der Automobilbranche bemühen, etwas vorsichtig sein. Ikonen, Legenden, Mythen, was gibt es nicht alles neben diesen Tausenden und Abertausenden von sogenannten „Normalos“ auf unseren Straßen. Neben Autos, mit denen Sie und ich uns Tag für Tag fortbewegen, die wirtschaftlich und alltagstauglich sein müssen. Und die auch noch ein wenig chic aussehen sollen, denn man will sich ja schließlich nicht blamieren, wenn der Nachbar mal in unsere Garage blickt.Aber wenn dann, so wie zu Beginn des Monats Dezember auf der weltgrößten Tuning-Messe geschehen, sich schon eine Stunde vor dem angekündigten Enthüllungs-Termin die Fotografen am Stand eines Herstellers um die besten Plätze balgen, sich die Kollegen in Fünfer-Reihen die Hälse recken und leicht nervös dem Zeiger der Uhr folgen, spätestens dann wird klar: Hier wird gleich ein Automobil das Licht der gleißenden Messe-Welt erblicken, das mehr als nur Standard und Durchschnitt ist.

Worum es geht an dieser Stelle? Es ist jetzt schon ein paar Tage her, dass Ford in Essen mit großem medialem Donnerhall ein Auto für den europäischen Markt vorstellte, das der Imageträger schlechthin für den großen US-Automobilkonzern ist. Aber die Reaktion in den Auto-Medien ist immer noch überwältigend. Und nicht nur dort. Denn bei dem Begriff „Mustang“ weiß auch der Großteil der nicht gerade Auto-affinen Zeitgenossen, dass es sich da um ein Stück Zeitgeschichte auf Rädern handelt, das die Normen des Alltäglichen bricht. Mit dem Begriff Mustang verbindet man Wildheit, Weite, Abenteuer, Kraft, Ausdauer und letztendlich auch Schönheit und Ausstrahlung: Ein Mustang auf vier Beinen in den Weiten der amerikanischen Prärie ist ein ebenso anmutiges wie muskulöses Geschöpf der Natur.

Und ein Automobil, das diesen Namen trägt: Ist das nun Anmaßung der schnöden Technik an die Vollkommenheit der Natur oder einfach nur logische Konsequenz dessen, was da an Außerordentlichem entstanden ist? Ford geht mit der Weiterentwicklung seines Mustang, der ja nicht nur ein schnelles Automobil, sondern auch ein Werbe-Botschafter ist, gleichermaßen ein Risiko ein und löst zudem ein Versprechen ein: Der Mustang wird kein Million-Seller werden, aber man wird Ford messen am Ergebnis dessen, was da neu entstanden ist. Der neue Mustang steht in der Erbfolge eines wirklich „großen“ (im übertragenen Sinne) Automobils.

In all dem großen Gedränge und Gewusel, das nicht um das „Goldene Kalb“, sondern um den „Gelben Mustang“ herrschte, ist es natürlich nicht möglich, sich ein Urteil über das neue „US-Pony“ zu machen, das da enthüllt wurde. Es wird Momente geben, die geeigneter, weil ruhiger sind, sich mit einem Fahrzeug zu beschäftigen, das dann vielleicht doch einen jener Begriffe verdient hat, den ich zu Anfang erwähnt habe: Mythos, Legende, Ikone.

Wir werden, das verspreche ich Ihnen, ein Auge auf den neuen Mustang haben. Oder, um es mit den Prärie-Bewohnern zu sagen: „Ich habe gesprochen, howgh!“Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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