Während die europäischen Teilnehmerfahrzeuge bereits die ersten Seemeilen auf der Fähre ab Le Havre in Richtung Buenos Aires absolvieren, erlauben wir uns einen zusätzlichen Ausblick auf die Januar-Veranstaltung der nächsten Dakar.
Ebenso bunt und hochwertig wie das Teilnehmerfeld präsentieren sich auch die unterschiedlichen technischen Konzepte und Systeme: Frontmotor plus Frontantrieb, Front- oder Mittelmotor mit Heckantrieb, Frontmotor mit Allradantrieb. Die Mitfavoriten von Mini und Toyota setzen durchweg auf Frontmotor plus permanentem Allradantrieb, während die Jäger der Favoriten auch die anderen Systeme und Konzepte nutzen. Der brandneue Peugeot 2008 DKR, mit dem das Herren-Trio Peterhansel, Sainz und Deprés unterwegs ist, verfügt über einen Frontmotor, der leicht zur Mitte des Fahrzeugs versetzt ist, dazu Heckantrieb. Damit zählt der 2008 zu den einachsig angetriebenen Buggys. Die dürfen wesentlich leichter sein als die Dauerallradler, dürfen sogar über eine zentral gesteuerte Reifendruckanlage verfügen, die den Allradlern vorenthalten ist.
Damit sind wir schon bei einem anderen erfolgreichen Buggyhersteller angekommen: der ehemalige französische Formel- und Langstreckenrennfahrer Philippe Gache hat vor einem halben Dutzend Jahren sein eigenes Dakar-Team gegründet unter dem Namen SMG. Diese leichten Plastikflundern, flink und wendig, sind durchaus fähig, die Arrivierten unter den Teilnehmern zu ärgern. Zumal sie nun prominenten Fahrerzuwachs erhalten: Adam Malysz, noch bei der letzten Dakar auf einem Toyota Hilux des Teams Overdrive beachtlich zuverlässig unterwegs, hat die Fahnen gewechselt und ist bei SMG untergeschlüpft (Nr. 336). Sein Hauptsponsor, der österreichische Brausehersteller Red Bull, hat ein entsprechend wohl gefüttertes Budget dafür eingebracht. Dafür musste der langjährige und erfolgreiche SMG-Pilot Michel Seignol Platz machen.
Zum SMG-Team gehören der Chef selbst Philippe Gachet sowie sein langjähriger Freund und Dakar-Spezialist Chabot. Geld regiert nun mal auch die Rallye-Welt. Zwar muss sich auch der US-Amerikaner Robby Gordon ans Reglement halten, bringt aber mit dem V8-Speed-Hummer H3 das gewaltigste Wüstenschiff mit an den Start. Viel Leistung, nur Heckantrieb, Riesenräder und gigantische Federwege sind die Eckdaten. Robbys Fahrstil gilt als ziemlich kompromisslos, ebenso wie die recht unkomplizierte Technik: alles ist so dimensioniert, dass es dem Fahrstil halbwegs gewachsen ist. So schafft Gordon so ziemlich alles im Klassement, was möglich ist: vom Tagesetappensieg bis zum Versenken in tiefe Sandlöcher nebst vorherigem Überschlag nach dem Motto Sekt oder Selters. Mal sehen, was Gordon in 5 Wochen probiert, um die Schlagzeilen zu dominieren und zugleich aufs Podest zu klettern.
Und irgendwann wird der Hochrüstungswahn auch vom Veranstalter ASO eingebremst werden müssen: weniger Zylinder, weniger Hubraum, weniger Leistung. Dafür vielleicht das elektrische Zusatzsystem KERS aus der Formel 1, auch Hybriden oder gar reine E-Autos. Da ist noch viel Potenzial drin im Reglement, was auch dann der Akzeptanz dieser Veranstaltungen für die Zukunft dienlich sein dürfte.
Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: 4x4pasion.com/Red Bull