Buchtipp der Woche – Julia Stagg: Monsieur Papon

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Vorweg: Ich mag Großbritannien, das liegt an den dort verbrachten Monaten in meiner Studienzeit. Ich mag Cider, Flapjacks und Malzessig, den staubtrockenen Humor, die Eigenart, unbewegten Gesichts Ungeheuerliches zu sagen, um indigniert dreinzublicken, während der Rest der Runde sich lauthals kringelig lacht. Ich verzeihe sogar das Gummibrot und denke mit Vergnügen an lange Spaziergänge in wunderschönen Gegenden zurück.

Die Bewohner des französischen Dörfchens Fogas teilen meine Begeisterung nicht. Ok, wenn eine Auberge in Frankreich (genauer: in den Pyrenäen) in die Hände von Engländern gerät, gewissermaßen also die berühmte französische Lebensart auf Lammkeule mit Minzsauce trifft, ist das durchaus heftig. Der Bürgermeister des Dörfchens will das Unding verhindern, und gegen ihn ist sein Amtskollege Wöller aus der TV-Serie Um Himmels Willen in Sachen Intrigenspiel wahrhaftig ein Dilettant. Das will was heißen. Und als Bürgermeister sollte man seine Spielchen nicht völlig am eigenen Volk vorbei treiben und nicht nur die persönlichen Interessen im Blick haben.

In Zeiten, in denen die Euro-Krise vielen Menschen die Freude am vereinten Europa trübt, ist Julia Stagg ein heiterer Roman zur Verständigung unter Menschen gelungen. Einer, über dessen ernsten Kern sich nachzudenken lohnt. Sie weiß offenbar, wovon sie schreibt: Nach einem Studium in Sheffield hat sie mit ihrem Mann selbst eine Pension in den Pyrenäen betrieben.

Julia Stagg: Monsieur Papon oder: Ein Dorf steht kopf. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv); 9,95 Euro.

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