Liebe Leserin. Lieber Leser!
Gewusst haben es mit Sicherheit die meisten von Ihnen, am eigenen Leibe verspürt hoffentlich so wenige wie möglich. Aber Tatsache ist: Vor zwei Tagen, am Donnerstag also, hat für uns Autofahrer(innen) ein neues Zeitalter begonnen. Die Punktereform ist in Kraft getreten: Künftig ist die Fahrerlaubnis bei acht statt bisher 18 Punkten weg. Wir wollen den neuen Katalog hier nicht aufdröseln, wer wann wo warum jetzt wie viele Punkte bekommt und ob das letztendlich gerechter oder ungerechter ist, als die bisherige Handhabung.
Tatsache aber ist: Zwischen der drittgrößten Stadt Schleswig-Holsteins und dem Königreich Dänemark liegen nur noch ein paar Kilometer. Was aber nur ein paar Touristen interessiert, denn als Sitz des Verkehrszentralregisters (VZR) hat der Ort traurige Berühmtheit erlangt: Nur wenige andere Kommunen in Deutschland haben einen dermaßen fatalen Klang: Flensburg, das bedeutet Punkte im VZR, das bedeutet womöglich Führerscheinentzug, das bedeutet hohe Kosten, das bedeutet MPU, kurz Idiotentest genannt. Gibt es wirklich eine zweite Stadt in der Republik, deren Namen sich mit solchen Horrorszenarien verbindet? Dabei könnte man so viel zur Ehrenrettung dieser wunderschönen Stadt im äußersten Winkel der Republik tun.
Das Steckenpferd, das am Donnerstag nach elend langen Diskussionen endlich den vorgesehenen Stall erreichte, ritt einst mit großer Beharrlichkeit ein Mann vom anderen Ende der Republik. Doch Peter Ramsauer, seines Zeichens damals Bundesverkehrsminister, fiel nach der Bundestagswahl im vergangenen Jahr durchs Raster bei der Besetzung der Ministerposten. Sein „Baby“ indes, das neue Punktesystem, erblickte an diesem Donnerstag das Licht der Welt.
Wo eine neue Juristerei geschaffen wurde, da muss auch eine neue Bezeichnung und ein neuer Name her. So ist das nun mal guter Brauch in unseren Amtsstuben. Begründung und Bezeichnung der neuen Rechtssprechungs-Ordnung lassen demzufolge auch jede deutsche Buchhalter-Seele vor Begeisterung einen Salto mortale schlagen. Denn seit 1. Mai 2014 wird – man höre und staune – statt des bisherigen „Mehrfachtäter-Punktsystems“ nun nach einem „Fahrerlaubnisinhaber-Bewertungssystem“ geurteilt und Recht gesprochen.
Klar, kurz und prägnant: So soll es sein, diese Bezeichnung kann sich jeder Betroffene rasch und ohne Probleme merken. Wenn Sie mich fragen. Eigentlich hat sich so viel nicht geändert. In Flensburg (wie gesagt, diese wunderschöne Ostsee-Perle hat es eigentlich nicht verdient) geht es immer noch nur um eines, um den „Lappen.“ Ob dieser nun nach acht oder 18 Punkten weg ist, das ist eigentlich mehr oder weniger Begleitmusik. Mein Rat: Fahren Sie einfach mal nach Flensburg, genießen Sie Stadt und Umland (womit in diesem Falle der Begriff „Land“ auch die See mit einschließt) und verhalten Sie sich auf der Fahrt dorthin so, dass sie nicht in Gefahr laufen, in die Fänge des „Fahrerlaubnisinhaber-Bewertungssystems“ zu geraten.Kurzum: Fahren Sie anständig.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun