Fußgängerschutz ist heute eines der wichtigsten Kriterien bei der Gestaltung einer Motorhaube. Die ersten Bemühungen, Passanten schon bei leichten Unfällen vor schweren Verletzungen zu schützen, gab es aber schon vor 55 Jahren. Am 1. April 1959 wurde die Kühlerfigur – zumindest vorübergehend – vom Auto verbannt.
In den Anfangstagen des Autos war die schmucke Galionsfigur an der Front als reine Zierde gedacht. Gekauft wurden sie in der Regel nach eigenem Geschmack bei einem Teilehändler oder Zulieferer. Mystische Gottheiten, tanzende Elefanten oder auch simple Streichholzschachteln waren keine Seltenheit. Erst zu Beginn der 1920er-Jahre begannen die Hersteller, sie auch als Markensymbol und Erkennungszeichen zu nutzen – dann aber direkt konsequent. Auch als die Kühler Mitte der 30er-Jahre unter die Motorhaube wanderten, hielten einige Hersteller an den kleinen Kunstwerken fest.
Zu den bekanntesten Figuren zählte der Leaper, Jaguars Logo-Tier, das seit den 40er-Jahren die Fronthaube der britischen Sportwagen und Limousinen zierte. Heute weniger bekannt sind der Opel-Zeppelin oder der Düsenjäger von Oldsmobile. Sie alle mussten 1959 verschwinden, da immer mehr Fußgänger durch die teilweise spitzen und kantigen Zierteile verletzt wurden. Betroffen waren auch die scharfkantigen Lichtschirme an Scheinwerfern, Flügelmuttern an den Radverschlüssen und der sogenannte „Wirbulator“. Das Nachrüst-Teil aus Kunststoff oder einem Netzgewebe sollte für einen Luftstrom sorgen, der Schmutz und Insekten an der Windschutzscheibe vorbeileitet.
Einzig der Mercedes-Stern durfte bleibe, da er schon seit 1957 mit einer Feder ausgestattet war, die das Abknicken bei einem Fußgängerunfall ermöglichte. Auch andere Hersteller zogen nach und entwickelten ungefährliche Varianten ihrer Markenzeichen. Bei Rolls-Royce etwa verschwindet die „Spirit of Ecstasy“ genannte Figur bei der leisesten Berührung im Rahmen des Kühlergrills. Gleichzeitig ein effektiver Diebstahlschutz – auf den Mercedes nur neidvoll blicken konnte, war ein geklauter Stern doch vor allem in den 80er-Jahren eine beliebte Trophäe junger Punks.
Bei Jaguar hat der Leaper mittlerweile keinen Platz mehr. Auf dem Kühlergrill der fünf in Deutschland erhältlichen Modelle prangt längst eine runde Plakette mit dem Jaguar-Kopf. Zum modernisierten Stil der Marke würde eine Kühlerfigur wohl auch nicht mehr passen.
Text: Spot Press Services/Holger Holzer
Foto: Jaguar, SP-X