Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Viele von uns waren sicherlich auch schon in Kinder- und Jugendtagen von technischen Errungenschaften begeistert und fasziniert, die damals für uns eher noch Spielzeug und „Basis“ für die spätere Beziehung zum Automobil waren. Ich denke da an das beliebte Auto-Quartett, das wir in Schulpausen spielten und das nach entsprechender Gebrauchsdauer waschechte „Eselsohren“ aufwies. An die erste elektrische Eisenbahn (Fleischmann oder Märklin.

Oder an ferngesteuerte Spielzeug-Autos. In diesem Jahr feiert eine solche Spezies ihren 50. Geburtstag. Der Name eines Herstellers, der zum Begriff für das wurde, was er anbot: eine Autorennbahn fürs das Kinder- oder sogar das Wohnzimmer. Sie wissen, was und wer gemeint ist: Na klar, natürlich die Carrera-Bahn. „132 Universal“ nannte sich die erste Carrera-Bahn, die die Firma Neuhierl, ein Spielzeug-Hersteller aus dem Fränkischen, im Jahr 1963 auf den Markt brachte. Das Prinzip dieses – oft in stundenlange Duelle ausufernden – Vergnügens fußte auf einer eigentlich recht einfachen technischen Basis: Man musste halt nur drauf kommen. Die Autos wurden von einem Leitkiel unter der Vorderachse in einem Schlitz auf der Fahrbahnmitte geführt. Dergestalt justiert, rasten die Autos, die schon damals den aktuellen Rennfahrzeugen nach empfunden waren, über die Kunststoffbahnen. Die Carrera-Bahn war das aufregendste elektrische Spielzeug in den Sechzigern, Inkarnation vieler geheimer Geburtstags- und Weihnachtswünsche.

Es war nicht damit getan, die Autos einfach nur ungestüm über die künstliche Berg- und Talbahn, durch das enge Kurvenlabyrinth, rasen zu lassen. Man musste Fingerspitzengefühl entwickeln. Ein Auge für den Konkurrenten haben, die Geschwindigkeit dosieren, aufpassen, dass man nicht aus der Kurve flog, aber auch nicht zu viel an Geschwindigkeit verlor. Bei der permanenten Annäherung an die höchstmögliche Performance mit der Carrera-Bahn konnte man schnell mal die Zeit vergessen.

Hausaufgaben? Die Vorbereitung auf die nächste Klassenarbeit? Besorgungen, die einem die Mutter noch aufgetragen hatte? Weg damit, ab ins Unterbewusstsein. Was zählte, waren die bunten Flitzer, die mit diesem unnachahmlichen, surrenden Geräusch ihre Runden drehten. Wie von Geisterhand, im Rausch der Geschwindigkeit zwischen Bettvorleger und Kleiderschrank per Tastendruck am Handsteuergerät bewegt. Und wenn unsere Vorstellungswelt mal wieder nicht mit den Gesetzen der Zentrifugalkraft übereinstimmte, purzelten sie eben aus den Rillen, überschlugen sich, führten zu leisen Flüchen der ersten Hobby-Piloten.

Die Marke Carrera nahm – analog zum Geschäft mit den Rennbahnen – einen turbulenten Verlauf. Nach dem Konkurs des Unternehmens im Jahr 1985 sah es lange Zeit schlecht um den Fortbestand des Hauses aus. Zur Jahrtausend-Wende übernahm die österreichische Stadlbauer-Gruppe das Unternehmen. Carrera hat sich nicht nur technisch weiter entwickelt, sondern auch wirtschaftlich stabilisiert. Fünf verschiedene Systeme mit etwa 150 unterschiedlichen Fahrzeugen sind im Programm. Gesteuert wird entweder analog oder digital in drei Maßstäben (1:43, 1:32, 1:24).

Inzwischen gibt es sogar eine Meisterschaft mit Marken-Identifikation, an echter Rennatmosphäre mangelt es nicht. Die Klang-Kulisse der Rennboliden, die sich an den aktuellen DTM-Rennern orientieren, ist moduliert von Sound-Ingenieuren.

Wenn Sie sich ein solches Rennen einmal anschauen möchten, dann besuchen Sie im November die Essen Motor Show: Dort wird der finale Lauf ausgetragen, der Start war jetzt auf der IAA – dort zeigte Carrera der globalen Automobil-Industrie, was eine Harke ist, denn: Bei Carrera funktioniert die Elektro-Mobilität schon seit 50 Jahren. Störungsfrei, mit Spaßfaktor und Begeisterung.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top