Wer hier erzählt (sei's der Autor oder nur ein erfundenes alter ego, wobei die Kurzbiographie im Anhang für den Autor spricht), der erzählt von einer Berlin-Facette, die man besser nicht kennen lernt. Jedenfalls nicht real, allenfalls durchs Lesen eben dieses Buches.
Marcel Bormann ist jemand, der absolut nicht legale Geschäfte in puncto Auto betreibt. Daraus ergibt sich an dieser Stelle die dringende Empfehlung: Autos wirklich nur beim seriösen Händler des Vertrauens kaufen, der seine Seriosität gegebenenfalls durch Dokumente nachweisen kann. Marcel Bormann hat allerdings auch mit illegalen Substanzen zu tun und mit merkwürdigen Mitmenschen. Wer, wie ich, eine Schwäche für geregelte Tagesabläufe und einen erlernten Beruf hat, der einem auch noch Spaß machen sollte, kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.
Berlin unzensiert führt in eine Welt, in der ganz offensichtlich die oben genannten Werte absolut keine Rolle spielen. Der Preis dafür ist hoch, und deswegen ist die Lektüre zu empfehlen. Der Preis besteht darin, absolut keine ruhige Minute zu haben, vor jeder Polizeikontrolle im Verkehr innerlich zu bibbern (und zwar nicht wie der übliche Autofahrer, dem sowas ganz einfach dezent unanangenehm ist, auch wenn man sich nichts oder höchstens 10 zu schnell gefahrene Kilometer vorzuwerfen hat). So ist Marcel Boormanns Buch ein abschreckendes Beispiel im besten Sinne des Wortes. Zumal es bei einem Mittdreißiger, seien wir mal ehrlich, ein Leben ohne Perspektive ist. Und wer will das schon.
Marcel Bormann: Berlin unzensiert. Einblicke in eine Parallelgesellschaft. Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag; 14,95 Euro.