Wir hatten es bereits geahnt, als wir vor wenigen Wochen die nunmehr 4. Generation des Allrad-Klassikers zu ersten Fahreindrücken fuhren: Da hat Subaru als automobile Tochter des japanischen Multikonzerns Fuji Heavy Industries etwas richtig Gutes auf den Markt gebracht. Auch, wenn wir neulich überwiegend den Forester mit dem Boxer-Turbodiesel durch selektives Offroad-Terrain bewegten, zeigte sich bereits, dass den Ingenieuren und Designern gelungen ist, worauf die Kunden warteten: ein zeitgemäß gestyltes, sinnvoll ausgestattetes und leistungsmäßig auf der Höhe der Zeit befindliches Allrad-Mobil. Alltagstauglich für Familien und für Langstrecken.
Nun übernahmen wir das Forester-Modell mit dem 2,0-Benzinmotor in der Platinum-Variante mit 150 PS-Otto-Triebwerk. Er ist der kleine Benziner, denn er hat noch ein 240-PS-Turbo-Geschwister, auf das wir hier aber nicht eingehen. Erste Fahreindrücke: Das manuelle 6-Gang-Getriebe lässt sich aufgrund kurzer Wege flott und präzise durchzappen. Der 150-PS-Vierzylinder, als 16-Ventiler konstruiert, benötigt systemimmanent spür- und hörbar ein höheres Drehzahlniveau als der Diesel. Und so geht es ab gut 3.000 Touren dann auch entsprechend munter nach vorne, wobei erst etliches über 6.000 Touren der rote Bereich beginnt. Den sollte man eigentlich meiden, denn er belastet den Tankstellenetat in nachvollziehbarer Weise. Die 150 PS genügen vollauf, lange Autobahnetappen in entspanntem Stil zu absolvieren. Das Drehmoment von 198 Newtonmetern fällt natürlich gegen die 350 Nm des Diesels spürbar ab und verlangt nach lebendigen Schaltvorgängen. Das Fahrwerk gibt keine Rätsel auf, hält die Fuhre jederzeit neutral bis leicht untersteuernd stabil auf Kurs und die Bremsen greifen sanft bis herzhaft zu. Querfugen auf der Fahrbahn geraten allerdings nicht nur akustisch bis ins Wageninnere, die kleinen Minischläge sind auch körperlich wahrnehmbar, was weniger eine Frage der Federraten sein könnte als mehr der Kenndaten der Stoßdämpfer. Dieser Eindruck zeigt sich jedoch nur, wenn das Fahrzeug nur mit einer Person belastet ist mit kaum Gepäck. Ab etwa 150-170 Kilo Zuladung (Personen/Gepäck) wird der neue Forester ausgesprochen komfortabel. Selbst in provoziert engen, ja eckigen Wechsellasten bleiben alle Viere auf der Fahrbahn, und keinerlei Unruhe zeigt sich im Fahrverhalten, wenn mal der Anker auf brutale Weise geworfen werden muss. Das beruhigt und überträgt sich nahezu automatisch auf den Fahrstil: Die Konzentration auf das Verkehrsgeschehen erfolgt souverän.
36.000,- Euro ruft Subaru für den Forester in der Platinum-Variante (Testwagenpreis) auf, einen Preis, der ein sehr komplettes Fahrzeug beinhaltet, dem der Hersteller unter anderem lederbezogene Sitzmöbel vorne und hinten mit Heizung für die Frontsitze, ein Stopp & Go-System, Bergan- und Bergabfahr-Hilfe, elektronische Regelung des Fahrdynamik-Systems, Geschwindigkeitsregel-Anlage, Gespann-Stabilisierungssystem (das besonders den Caravan-Liebhabern in die Karten spielt), Hinterachs-Niveauregulierung, adrett gestylte Leichtmetallfelgen und viele weitere sinnvolle Komponenten serienmäßig mitgibt. Der Basiseinstieg (2,0 X) erfolgt bei 28.900,-Euro. Die elektromotorisch unterstützte Lenkung (statt einer hydraulischen) vibriert in etwas ungewohnter Weise leicht, was aber nur auffällt, wenn man unmittelbar zuvor ein anderes (hydraulisches) Lenksystem bewegt hat. Es ist eine Frage der – recht schnellen – Gewöhnung.
Bilanz: Als Journalist sollte man mit dem Begriff Ideal äußerst sparsam umgehen. Der neue Forester nähert sich diesem Ziel aber in Mega-Schritten.Unser Verbrauch im praxisnahen Alltagsbetrieb lag bei 11,7 Litern pro 100 km Fahrstrecke, was 4,7 Liter über der angegebenen Norm liegt und eindeutig zu viel ist. Dabei haben wir den Parcours ziemlich genau gedrittelt in Autobahn (120-160 km/h), Überlandstraßen (75-100 km/h) und Innerortsverkehr. Das lässt sich aber bei bewusst schonender Fahrweise um bis zu 2 Liter mindern. Dennoch sollte der Benziner eine dezente Verbrauchs-Abmagerungskur in Bälde erfahren. Andererseits gibt's schließlich noch den superben Diesel …
Test, Text und Bilder:Frank Nüssel/CineMot